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Erst wenn der eigenen Lieblingsstrand betroffen ist, werden Umweltschäden wahr genommen.

Davos – Durch die UNO-Klimaberichte ist das Umweltbewusstsein der Schweizer gestiegen. Allerdings nicht genug, damit sie mehr für Flugtickets bezahlen oder ihr Reiseverhalten ändern. Flugreisen in ferne Länder sind weiter im Trend.

Feriengäste werden immer umweltsensibler, heißt es beim Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern. So nehme die Bereitschaft zu, den beim Fliegen verursachten Ausstoß von Treibhausgasen mit einem Beitrag für ein Klimaschutzprojekt zu kompensieren, sagt Fabian Weber. Doch entscheidend ist der Preis.

Nach Angaben der Stiftung myclimate in Zürich, bei der ein Beitrag an ein Umweltprojekt bezahlt werden kann, werden derzeit rund 1.000 myclimate-Tickets pro Monat verkauft. Rechenbasis für den Umweltbeitrag sind die geplanten Flugkilometer. Aufgerechnet auf das Flugaufkommen der Schweiz sind dies aber erst ein bis zwei Prozent aller Flugemissionen, die dadurch kompensiert werden. Zählt man die Flugkilometer aller Schweizer zusammen, fliegt die gesamte Bevölkerung jährlich mehr als eine Million Mal um die Erde.

Bisher verkaufen rund 50 Reisebüros in der Schweiz myclimate-Tickets. Ab November wird auch der Schweizer Reisekonzern Hotelplan jeden Kunden anfragen, ob er "klimaneutral" reisen will. "Durch das Nachfragen werden unsere Kunden – rund eine Million jährlich – sensibilisiert", ist der Klimabeauftragte Kaspar Hess überzeugt.

Kein Verzicht auf Fernreisen

Doch auch wenn das Bewusstsein steigt, aufs Fliegen will niemand verzichten, betonen Reiseanbieter und Forscher übereinstimmend. Im Gegenteil: Wärme in der Ferne, billigere, häufigere und kürzere Reisen sind die Trends, die den Tourismus immer mehr bestimmen.

Fabian Weber vom FIF verweist auf die Zahlen der Welttourismusorganisation UNWTO. Nach UNWTO-Schätzungen betragen die von Touristen verursachten Treibhausgase bereits jetzt rund fünf Prozent der weltweiten Emissionen, und die internationalen Flüge nehmen weiter zu.

Tourismus und Klimawandel

Schuld für das ungebremste Wachstum des Tourismus sind die viel zu billigen Ticketpreise. Diese würden laut Christine Plüss, Geschäftsführerin des Arbeitskreises Tourismus und Entwicklung (akte), "in keiner Weise die realen Kosten enthalten, geschweige denn die Umweltkosten". Auch für Kaspar Hess von Hotelplan ist "die Fliegerei viel zu günstig". Doch in der Branche fehle der Wille, um dies zu ändern, etwa über einen besser gesteuerten Wettbewerb. Dabei könnte auch vermieden werden, dass halb gefüllte Maschinen über den Atlantik fliegen.

Der Tourismus ist aber nicht nur Verursacher von Umweltschäden. Die Folgen des Klimawandels treffen auch den Tourismus selbst und graben ihm das Wasser ab. So spüren die Reisedestinationen die negativen Auswirkungen und mit ihnen die Reiseveranstalter. Dies betrifft sowohl die Schweizer Alpen als auch die Küsten Südasiens.

In Davos schlugen Vertreter aus Australien, Ägypten, der Fidschi-Inseln und der Seychellen Alarm. Dort findet noch bis Mittwoch eine Konferenz zum Thema Klimawandel und Tourismus statt. Höhere Meeresspiegel, wärmere Temperaturen und Wirbelstürme bedrohten Strände, Korallenriffe und damit die Lebensgrundlage der Tourismusbranche.

"Der Tourismus steht gegenüber der Gastbevölkerung in der Verantwortung", sagt akte-Geschäftsführerin Christine Plüss. Doch nehmen die Touristen laut FIF die Umweltschäden erst dann wahr, wenn ihr Ferienglück gefährdet ist. (APA)