Alltag an der EU-Außen-grenze in Ceuta, der spanischen Enklave, die rein geo-grafisch noch zu Afrika gehört – Emanuel Danesch betrachtet Europa unter dem Aspekt einer "Gated Community".

Videostill: Danesch
Dickköpfig wär sie erst gewesen, seine Frau aus Österreich, berichtet der spanische Ehemann im Video. Aber dann war die Mittfünfzigerin doch bereit, den "viel zu gefährlichen" Traum vom Haus am Meer aufzugeben und gegen das ruhige Leben in einer geschlossenen Wohnanlage, den so genannten "Gated Communities", einzutauschen. Sehr ruhig sei es, beteuert die Oberösterreicherin, aber eben einsam.

Das Video ist der filmische Abschluss von livesafelyineurope, einem Projekt von Emanuel Danesch, das sich mit realen und sozialen Abgrenzungsmechanismen innerhalb der Europäischen Union befasst und sich so perfekt in das Thema "Grenzziehungen" der Tiroler Künstlerschaft einfügt, das bis Ende 2008 die Ausstellungen in Kunstpavillon und Stadtturmgalerie dominieren wird. Exklusiv heißt der Auftakt dieser Reihe, der den Aspekt des Ausschließenden im Wort betont sehen will und neben Daneschs Arbeit fünf weitere künstlerische Positionen zum Thema präsentiert. Dass auch das Taxispalais derzeit eine Ausstellung zum Thema Grenze zeigt (There is no border ) sei Zufall, allerdings ein begrüßenswerter.

Das Interessante, übers rein dokumentarische Hinausreichende an Daneschs livesafelyineurope ist die Übertragung der Idee von "Gated Communities" auf die Europäische Union und deren Außengrenzen, die jene der mit dem Privileg eines europäischen Passes Ausgestatteten rein physisch gar nicht wahrnehmen. Die Spielregeln und Vorzüge der Europäischen Union, vorgebracht im Impetus einer Werbeeinschaltung, werden verknüpft mit Aufnahmen von EU-Grenzgängern in Ceuta und Bildern menschenleerer Straßen in den mit "Residenzen" angefüllten Wohnsiedlungen, deren Kombination nachdenklich macht.

Neben Daneschs Arbeit können in der Ausstellung exklusiv nur zwei weitere Arbeiten überzeugen: das Video Wilder Westen des Künstlerinnenduos diekönigin, das die Abhörprotokolle zum 2005 aufgedeckten Mädchenhandel-Skandal trotz minimaler Gestaltungsmittel filmisch eindringlich umsetzt. Das Abgründige im Harmlosigkeit vortäuschenden Täter setzt auch Deborah Sengl mit ihren Skulpturen aus der Serie Der Wolf – als Räuber – ertarnt sich seine begehrte Beute um. (kafe / DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2007)