Der Umweltdachverband und der Naturschutzbund fordern, dass die Kraftwerksprojekte sofort gestoppt werden.

Foto: Österreichischer Naturschutzbund/Josef Limberger
Graz - Da werden Erinnerungen an Hainburg wach: Zwei geplante Kraftwerksprojekte in Gössendorf und Kalsdorf in Graz Umgebung würden laut dem steirischen Naturschutzbund die mit rund 720 Hektar zweitgrößte Auenlandschaft Österreichs unwiederbringlich zerstören. Der Naturschutzverein erhob im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfung Einspruch; am Dienstag präzisierten die Naturschützer ihre "massiven Bedenken".

Das biogenetische Reservat "Murauen" südlich von Graz gehört laut Markus Ehrenpaar, Geschäftsführer des Naturschutzbundes Steiermark, zu den artenreichsten Lebensräumen der Steiermark. Genau dieser Lebensraum sei nun durch die beiden Kraftwerksprojekte gefährdet. Durch eine "harte Ufer-Verbauung", ständigen Turbinenlärm und auch in der Nacht aktive Lichtanlagen würde der "Wildnischarakter" des Gebietes nachhaltig verloren gehen.

Seltene Tier- und Pflanzenarten seien durch all diese Eingriffe in die Natur bedroht. "Eine Wasserkraftnutzung der freien Fließstrecke ohne gravierende ökologische Auswirkungen ist nur schwer vorstellbar", so Ehrenpaar.

Netzwerk biogenetischer Reservate

Die Murauen im Grazer und Leibnitzer Feld gehören seit 1996 zum Netzwerk der biogenetischen Reservate. Dieses internationale Programm wurde 1976 vom Europarat beschlossen und umfasst heute über 340 Gebiete in mehr als 30 Ländern. In Österreich sind 56 biogenetische Reservate ausgewiesen. Graz habe nun die Möglichkeit, ähnlich dem "Nationalpark Donauauen", einen "Wildnislebensraum von unbezahlbarer Wertigkeit" unweit der Stadt zu erhalten, so Ehrenpaar.

Die beiden geplanten Kraftwerke sollen 115 Millionen Euro kosten und eine Leistung von 18,7 beziehungsweise 18,5 MW Leistung erzielen. Damit könnten rund 45.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Voraussichtlicher Baubeginn ist 2008/2009, drei Jahre später sollen die Kraftwerke in Betrieb gehen. (APA)