Wien – Als wäre er nur kurz in die Garderobe gegangen, hing seine Mütze neben den Keyboards, die aus Respekt unberührt bleiben sollten. Die Musiker des Zawinul Syndicate und von Kristjan Järvis Absolute gedachten des verstorbenen Joe Zawinul und besorgten die Österreich-Premiere des "Absolute Zawinul"-Projekts, für das sich der Erdberger Weltenbürger Stücke abseits der Hits, aus dem Repertoire der letzten Weather-Report-Jahre und vor allem des Syndicate, auserbeten hatte.

Ein gewiss nicht risikoloses Unternehmen, galt Zawinul doch stets als bester Interpret seiner selbst. Und tatsächlich: Groovige Halbherzigkeiten und dumpfer, intransparenter Ensembleklang ließen zu Beginn jeden Mehrwert gegenüber den Originalversionen und also den Dirigenten und Antreiber hinter der Keyboardburg vermissen.

Mit Fortdauer des Abends sollte indessen zumindest angedeutet werden, dass Zawinuls Musik auch ohne ihn gültige Deutung erfahren kann: Vor allem dann, wenn die Arrangements von Gitarrist Gene Pritsker einem der beiden MusikerInnenkollektive die Führungsrolle zukommen ließen: "Ballad For Two" geriet in den Händen des "Absolute Ensembles" zum reizvollen, kontrapunktisch durchpulsten Kammermusikstück.

Auf der anderen Seite beschleunigten die Syndicate-Musiker mitreißend "Ice Pick Willy", um vor den hypnotisierenden Groove-Mantras die Stimme Sabine Kabongos wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Das klang dann momentweise so, als hätte Zawinul tatsächlich seine Mütze wieder aufgesetzt und hinter den Keyboards Platz genommen. (Andreas Felber / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2007)