In der Wiener Strabag-Zentrale wird der Börsengang bereits intensiv vorbereitet. Die hohen Preisvorstellungen gelten als Wermutstropfen für interessierte Anleger.

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Wien – Die Strabag macht es spannend. Nach dem Rätselraten um eine neuerliche Absage des Börsengangs vor einer Woche verstreute der Konzern in den letzten Tagen Zuversicht: Der Gang an den Kapitalmarkt sei fix. Doch was können Anleger von der Aktie erwarten? Dem STANDARD liegen die ersten Analysen vor, die ein grundsätzlich positives Bild zeichnen.

Doch zuerst die schlechte Nachricht: Billig ist das Investment mit Sicherheit nicht. Die skeptischen Töne zum Börsengang von Konzernchef Hans Peter Haselsteiner werden ja auch als Signal an die Investoren gewertet: Geschleudert wird nicht – wenn der Preis nicht stimmt, blasen wir das Ganze ab. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Bei der von der Investmentbank Dresdner Kleinwort errechneten Bewertung von 45,5 Euro je Aktie ergibt sich auf Basis des heuer erwarteten Profits ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 28.

Damit wäre das Strabag-Papier deutlich teurer als andere große europäische Baukonzerne. Der von Raiffeisen Centrobank errechnete Median der Branche liegt beispielsweise bei 15,1. Einziger aufgelisteter Wert, der über der Strabag-Bewertung liegt, ist die deutsche Hochtief mit einem KGV von 36,5. Das hängt freilich mit den Übernahmefantasien beim Rivalen zusammen, bei dem die spanische ACS mit 25,1 Prozent eingestiegen ist und Strabag-Aktionär Oleg Deripaska mit knapp zehn Prozent. Der russische Oligarch macht keinen Hehl daraus, dass er bei Hochtief nach mehr strebt.

Andere vergleichbare Unternehmen wie die skandinavische Skanska, die französische Bouygues oder die spanische Alpine-Mutter FCC weisen ein KGV von zum Teil deutlich unter 15 auf. Bleibt abzuwarten, ob bei der hohen Bewertung die von Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner erwartete dreifache Überzeichnung der Aktien, die am 19. Oktober erstmals an der Wiener Börse notieren sollen, realistisch ist. Jedenfalls ergibt sich das hohe KGV vor allem aus der schwachen Profitabilität des Konzerns, der seit jeher unter schwachen Renditen im österreichisch-deutschen Heimmarkt leidet. Etwas besser sehen die Relationen aus, wenn man die künftige Entwicklung ins Auge fasst. Aufgrund der erwarteten Ertragssteigerung sinkt das KGV auf Basis der prognostizierten Gewinne 2009 auf 15,1, womit dann der Durchschnitt der europäischen Bau-Oberliga erreicht wäre.

Allerdings halten die beiden Analysen fest, dass Strabag weniger wegen des Ist-Zustands, sondern wegen der Zukunftsträchtigkeit von Interesse ist. Wegen der "führenden Position" des österreichischen Konzerns in Osteuropa und des Aufschwungs in Deutschland rechnet Dresdner Kleinwort mit einem Gewinnwachstum bis 2009 von 28 Prozent. Die Gewinnspanne sollte dann bei vier Prozent liegen, was freilich immer noch deutlich unter dem Median des Sektors liegen würde (6,2). Langfristig wird durch die in Russland angepeilte enge Zusammenarbeit mit Deripaskas Industrie- und Infrastrukturimperium eine weitere Ertragsverbesserung erwartet. Freilich weisen die Analysten auf die Risiken hin. So steige gerade in Aufschwungphasen wie derzeit der Preisdruck der Subunternehmer und Lieferanten rascher als die Mehrerlöse des Generalunternehmers. Dresdner Kleinwort spricht zudem die Gefahren am russischen Markt an. Und letztlich gebe es Bedenken, da Strabag bereits einmal einen Börsengang abgeblasen hat. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.10.2007)