Das wollte man zur Briefbombenzeit nicht so genau wissen. Starke Kräfte in Polizei, Justiz und Politik versuchten den Briefbomber von Anfang an als Alleintäter darzustellen, sogar als in Wahrheit unpolitischen Alleintäter, als "Spinner".
Ein beträchtlicher Teil der Eliten wollte keinen rechtsradikalen, rassistischen, antisemitischen Terroristen. Vor und nach der Verhaftung von Fuchs wurde nach Kräften versucht, die Motive dieses Täters auszublenden oder wenigstens nicht genau zu untersuchen. Obwohl die Opfer alle irgendwie mit Minderheiten zu tun hatten und die Bekennerbriefe vor rassistischen und antisemitischen Tiraden gegen die "Tschuschenregierung", gegen die "Umvolker und Völkermörder" an der "deutschen Volksgemeinschaft" nur so strotzten.
Franz Fuchs kann sehr gut ein Einzeltäter gewesen sein. Dass in seiner Wohnung kaum Spuren von Sprengstoff und kein Computer zu finden waren, lässt sich aus seiner fanatischen Genauigkeit und Umsicht erklären. Das obskure Detailwissen über mittelalterliche Herzöge und Wanderungen von allerlei Völkerschaften, das in den Bekennerbriefen vorgeführt wird, kann er sich aus der reichlich vorhandenen völkischen und pseudohistorischen Literatur angelesen haben, die heute noch in entsprechenden Haushalten herumsteht. Allerdings wohl nicht in der Keusche seiner Eltern, sondern vielleicht in der Bibliothek deutschnationaler Honoratioren im Steirerland. Was wieder die Frage aufwirft, wie kontaktlos er wirklich war. Total ungelöst ist, wie er in der Einöde von Gralla seine detaillierte Medienbeobachtung bewerkstelligte.
Der ehemalige Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Sika, bebt heute noch vor Ressentiment darüber, dass man die Polizei sozusagen gezwungen hätte, "in der rechten Ecke zu ermitteln". Fuchs war kein jugendlicher Neo-Nazi, aber seine Bekennerschreiben waren glasklar rechtsradikal und seine Ziele die klassischen Feindbilder von Rechtsradikalen. Als er vier Roma in Oberwart ermordete, dauert es ein Jahr (!) , bis die ausgetüftelte Sprengfalle ihm zugeordnet wurde (auch auf Grund eines Bekennerbriefes). Vorher war inoffiziell auch von "Zigeunerfehden" die Rede.