OMV-Generaldirektor- Stellvertreter Gerhard Roiss beim Befüllen eines Flexi-Fuel-Autos.

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Wien - Gerhard Roiss, OMV-Generaldirektor-Stellvertreter, stöhnt bei der Eröffnung der ersten Superethanol-Tankstelle. In Europa herrsche ein "biogener Wirrwarr", sagt er, was die Einführung des E85-Benzins, bei dem nur mehr 15 Prozent fossiler Superbenzin ist und der Rest Bioethanol, nicht einfacher mache:

Nicht nur gebe es unterschiedliche Zeitpunkte bei den 27 Mitgliedern der EU, was die Einführung von Biodiesel (aus ölhaltigen Pflanzen wie Raps oder Sonnenblume) und Bioethanol (stärke- und eiweißhältige Pflanzen wie Mais oder Weizen) betreffe. Außerdem gebe es noch unterschiedlichste Rückvergütungen und Steuererleichterungen, um den biogenen Treibstoff konkurrenzfähig gegenüber seinen fossilen Konkurrenten zu machen. Dazu kommen noch unterschiedliche Zollabgaben bei Importen sowie unterschiedliche technische Verfahren, auf welche Art das Ethanol hergestellt wird. Außerdem benötigt E85 eine Winter- und eine Sommerqualität.

Durcheinander

"Das Durcheinander schlägt sich auf den Nutzen für den Konsumenten nieder", sagt Roiss und hofft, dass Brüssel ab 2010 von seinen Mitgliedern einen stärkeren Gleichklang einfordert. 23 Millionen Euro hat die OMV in das Superethanol investiert.

Was den Netzausbau zu E85 betrifft, sind bis Jahresende fünf weitere Tankstellen mit den entsprechenden Anlagen umzurüsten. Wegen des hohen Erklärungsbedarfs mit E85 wird die OMV diesen Ausbau im Rahmen ihrer Tochter Avanti durchführen, die in der Regel über Bedientankstellen verfügt. Allzu groß dürfte der Run auf die Avanti-Tankstellen wegen der E85-Zapfsäulen anfangs nicht werden; Roiss spricht von 40 verkauften Fahrzeugen in Österreich plus ein paar Vorführwagen.

Und wenn der Fahrer eines "normalen", fossil betriebenen Autos den Zapfhahn verwechselt und Superethanol tankt? "Dann muss das Fahrzeug in die Werkstatt und enttankt werden", erklärt Walter Böhme, Innovationsmanager der OMV.

Tankstellen-Roadmap

"Wir betreten hier Neuland", sagt Roiss, der den weiteren Tankstellenausbau ab 2008 bedarfsorientiert betreiben will. Im Westen Österreichs, also in den Bundesländern Tirol und Vorarlberg, sowie auch in Kärnten steht derzeit gar keine E85-Tankstelle auf der Roadmap. Auch bieten lediglich Saab, Ford und Volvo entsprechende Flexi-Fuel-Cars an, die, wenn keine entsprechende Tankstelle in der Nähe ist, auch mit Superbenzin betankt werden können. Der Energiegehalt von E85 ist im Vergleich zu Superbenzin um ein Viertel geringer; der daraus entstehende Mehrbedarf wird durch die Befreiung von der Mineralölsteuer (0,5 Cent pro Liter) wettgemacht. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.9.2007)