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Alexander Zickler wurde tätig, obwohl ihn eine Wadenverletzung zur Untätigkeit zwang. Er hofft, dass Giovanni Trapattoni in Salzburg bleibt. "Er verdient Respekt."

Foto: REUTERS/Miro Kuzmanovic
Salzburg/Wien - Alexander Zickler (33) hat es immer schon gewusst. Es ist aber erstrebenswert, ab und zu in Ansichten bestätigt zu werden. "Österreich ist tatsächlich ein nettes Land", sagte der deutsche Kapitän von Red Bull Salzburg, der den Vertrag bis 2010 verlängert hat. Er ist 2005 quasi gekommen, um zu bleiben. In der Vorsaison haben ihn die Trainer zum besten Spieler der Liga gewählt, es zahlt sich aus, Meister und Schützenkönig zu werden.

Zickler ist momentan verletzt. Muskelfaserriss in der Wade, er hatscht täglich zur Therapie und hofft, am 4. Oktober gegen AEK Athen mitmachen zu können. "Aber die Hoffnung ist eher vage." Trotzdem ist er am Mittwoch gegen Austria Kärnten der Schlüsselspieler gewesen. Und das kam so: In der Bullen-Arena war es gespenstisch still, selten wurde gepfiffen, die wenigen Fans (knapp 9000) verweigerten die Zuneigung. Auf Transparenten wurde das Leid geklagt, der Unmut über alles und über Trapattoni war nicht zu hören, aber doch zu lesen. Nach 45 Minuten und dem fußballerischen Jammer drunten auf dem Kunstrasen (es stand 0:0) ging Zickler zu Sportdirektor Heinz Hochhauser und fragte ihn, ob er nicht rauf zu den Fans gehen solle. Hochhauser war von der Idee angetan und begleitete den Mutigen sogar.

Der Kapitän schilderte am Tag danach dem Standard dieses 20-minütige Beisammensein im Zentrum der Unzufriedenheit. "Es gab keine Aggressionen, wir brauchten keinen Polizeischutz. In diesen Momenten schätzt man es, in Österreich zu sein. Es war nett." Natürlich habe der eine oder andere "Scheiß-Millionäre" gesagt, "aber das ist überall auf der Welt so. Das ist kein Problem von Red Bull Salzburg." Er habe die Fans davon überzeugt, "dass man nur gemeinsam aus der Krise kommen kann. Wir teilen ja ihre Unzufriedenheit."

Universum

Den Rest der Partie hat Zickler auf der Betreuerbank verbracht. Er hatte dort sein eigenes Universum, konnte Giovanni Trapattonis Verhalten studieren. "Da wurde mir wieder bewusst, mit welcher Leidenschaft er bei der Sache ist. Würden wir nur 50 Prozent seines Einsatzes bringen, wäre alles in Ordnung. An ihm liegt es nicht, ich will, dass er bleibt. Er hat keine veralteten Ansichten, das mit der unattraktiven Defensivtaktik stimmt nicht. Ich verstehe die Medienwelt nicht, der Trainer spielt ja nicht."

Gerüchte, wonach Trapattoni nach dem Match gegen AEK und dem anzunehmenden Scheitern im UEFA-Cup (Hinspiel 0:3) aufhört, verstummen in und um Salzburg nicht. Zickler: "Keine Ahnung." Dass es im Verein Unstimmigkeiten gibt oder gegeben hat - schließlich hat Dietrich Mateschitz Lothar Matthäus und Sportdirektor Oliver Kreuzer gefeuert -, vermag Zickler nicht zu beurteilen. "Das geht mich nichts an."

Schelte

Dem Team fehle Selbstbewusstsein. "Zu viele Enttäuschungen zu einem zu frühen Zeitpunkt. Die Stimmung ist trotzdem fast zu gut. Wir sollten im Umgang untereinander aggressiver sein, uns die Meinung sagen." Insofern sei die öffentliche Schelte von Hochhauser nach dem 0:3 in Athen wichtig gewesen. "Auch wenn sie leicht überzogen war."

Fakt sei, dass "wir gegen Kärnten in den letzten sechs Minuten drei Tore geschossen haben. Das zeugt von Moral. Wir liegen einen Punkt hinter der Austria. Schlagen wir sie am Sonntag, sind wir Tabellenführer." Zickler würde als verantwortungsbewusster Kapitän jederzeit wieder rauf auf die Tribüne steigen. "Ich hoffe, es ist nie mehr notwendig." (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 28. September 2007, Christian Hackl)