Neun Monate lang hat die CSU eine neue Führung ausgetragen - seit jenem denkwürdigen 18. Jänner, an dem der in die Enge getriebene Stoiber in Wildbad Kreuth kapitulierte und erklärte, Ende September den CSU-Vorsitz und sein Amt als Ministerpräsident niederlegen zu wollen. Jetzt ist es endlich so weit. Am Freitag und Samstag wird die CSU am Parteitag ihr Haus neu bestellen. Stoiber wird an seinem 66. Geburtstag mit allen Ehren verabschiedet, dann nominieren die Delegierten Innenminister Günther Beckstein zum neuen Ministerpräsidenten und küren ihn zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008.
Brisantes Privates
Dann wartet da noch die ungleich schwierigere Aufgabe, die CSU-Spitze zu besetzen. "Der Seehofer wär schon ein guter Mann - weltmännisch und in Berlin verankert, das tät' der CSU gut", sagt Mahrens und bricht ein Stück Brezn ab, "aber sein Privatleben ..." Bittschön, Herrn Mahrens ist das ja egal, ob Seehofer jetzt ein uneheliches Kind hat oder nicht, "aber mit dem CSU-Familienprogramm lässt sich das halt doch nicht vereinbaren".
Maria Leitgeb (64), die schnell ein paar Blumen holen will, sieht das anders. "Seehofer ist alt genug, und sein Privatleben geht die Leute nichts an", sagt die Traunsteinerin. Aber ihr ist es auch recht, wenn Wirtschaftsminister Erwin Huber neuer CSU-Chef wird: "Ein ordentlicher Mann, der kennt die Partei. Schließlich hat er es dem Stoiber als Leiter der Staatskanzlei jahrelang gerichtet, und das wird ihm der Parteitag lohnen."
Seehofer versus Huber - dieser Kampf geht nun ins Finale. In Umfragen lag zunächst Seehofer vorn, doch dann brauchte er Monate, um sein Privatleben zu sortieren. Seither führt Huber, aber Seehofer hat noch nicht aufgegeben. "Man kann das Verhalten von Delegierten nicht voraussagen", meint er, und jetzt hoffen die einen und fürchten die anderen, dass er am Samstag mit einer emotionalen Rede "den Oskar macht" - eine Anspielung an den Mannheimer SPD-Parteitag 1995, als Oskar Lafontaine Rudolf Scharping die Parteiführung entriss.
Egal, wer es nun macht, Frau Leitgeb ist vor allem eines wichtig: "Der bayerische Löwe muss wieder brüllen, die Nabelschau muss aufhören." Wäre da nicht das Selbstvermarktungstalent der Fürther Landrätin Gabriele Pauli gefragt? "Um Gottes Willen, hören S' mit derer auf." Auch Herrn Mahrens schmeckt der Leberkäse auf einmal nicht mehr: "Die will sich doch nur selbst darstellen, sonst nix."