Maria Hofstätter in "Solange der Vorrat reicht"

Foto: Blackbox Films/Robert Angst

- Baumfessel analog

Foto: Blackbox Films/Robert Angst

Martin Puntigam und Leopold Lummerstorfer:

 

Schönen Guten Tag, wollen Sie an einem Gewinnspiel teilnehmen, es gibt schöne Sachpreise aus der Unterhaltungselektronik? Ja?

Bitte, gern. Also: Von wem
stammt folgendes Zitat?


"Die elektronische Fußfessel bietet damit auch Langzeitarbeitslosen […] die Chance, zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden. […] Durch die Überwachung mit der elektronischen Fußfessel kann eine wichtige Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden."

a) Von niemandem, frei erfundenes Zitat
b) Günther Platter
c) Dr. Josef Cap
d) Eric Theodore Cartman
e) Donald Rumsfeld
f) Christina Lugner
g) Dr. Christian Wagner
h) Beavis and Butt-Head
i) Dr. Dieter Hundt
j) Ralph Kirkland Schwitzgebel
k) Sophia Loren

Zu gewinnen gibt es schöne Preise:

1x "Die Toni Polster Story" auf Video
1x Thomas Muster ­" Der Weg nach oben" auf Video
1x "Fit&Gesund -­ Walk Aerobic" auf DVD
1x "Blutige Weihnachten ­ - Santa's Slay" auf DVD
1x "Väter Heute Haben Zukunft ­- Stationen des Vaterseins" (BM f. Soziale Sicherheit, Generationen u. Konsumentenschutz) auf DVD

Die Gewinnerinnen und Gewinner werden schriftlich verständigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluß ist der 2.Oktober 2007. Alle Einsendungen kommen in einen Topf, und unter allen Teilnehmer und ­ innen wird nach der letzten Ausgabe des Produktionstagebuchs ein Satz des unterhaltsamen Harnsäurespiels von Wellcome Austria Pharma verlost. Viel Glück!


Interessiert? -->> Zum Gewinnspiel

Nicht erwähnt wird auf der Väter-Schulungs-DVD des BM f. Soziale Sicherheit, Generationen u. Konsumentenschutz, was das Schwesterministerium (f. Inneres) an Unterhaltungselektronik für vermeintlich renitente Jugendliche auf der Pfanne hat.

Nicht von ungefähr. Wenn ein Rohstoff knapp wird, gibt es im wesentlichen zwei gängige Ansätze, das Problem zu lösen: entweder wird der Zugang zum Rohstoff beschränkt, durch monetäre oder Standesschranken, oder der Umgang mit dem Rohstoff wird reglementiert.

Beim Rohstoff "Junger Mensch" wird auf die zweite Methode zurückgegriffen, um der Verknappung entgegenzuwirken:

"Die elektronische Fußfessel könnte eine vorbeugende wie abschreckende Möglichkeit sein, um die Gesellschaft vor extrem kriminellen Schulschwänzern zu schützen. Und diese vor sich selbst." (Jörg Schönbohm, Innenminister, Brandenburg)

Das klingt wie der "Hell's Grannies"-­Sketch von Monty Python aus dem Jahre 1969, ist allerdings echt, wenn auch nur von Jörg Schönbohm vorgetragen.

Aber auch in Österreich dürfte bereits Feuer am Dach bzw. Strom an der Fessel sein, wenn der amtierende Präsident des Verfassungsgerichtshofes Karl Korinek unverlangt eine Warnung einsendet, um vor STASI ­ Methoden abzuhüten.

Das Innenministerium hat in Vorbereitung auf die Fußballeuropameisterschaftsendrunde vieles bestellt, teilweise online und im Ausland. Da sind natürlich Verwechslungen möglich, gerade wenn mehrere Abteilungen zusammenarbeiten müssen. Möglich, daß das Kürzel EM, das gleichermaßen für Europameisterschaft steht wie auch für Electronic Monitoring, zu einer Fehlbestellung an Fußfesseln in Millionenhöhe geführt hat.

Jetzt ist der Stauraum in der Wiener Herrengasse 7 vollgestellt mit Frachtkartons aus Übersee, das Zeug ist bezahlt und muß an den Mann bzw. die Frau appliziert werden. Möglich, daß die Bestellmenge die in Österreich geführte Zahl an Freigängern, Suchtkranken und Langzeitarbeitslosen überragt, und im Rahmen der Bildungsdebatte der Kreis der potentiellen GratisanwenderInnen auf Schulstanglerinnen und -stangler ausgeweitet wurde.

Wahrscheinlich liegen Karl Korinek aber andere Informationen vor.

Fußfesseln stellen allerdings nur eine Methode der Nachwuchskontrolle dar. Anhaltungen durch Polizeistreifen und vor allem Ausgangssperren für Jugendliche gelten gerade in überwachungsstaatlichen Entwicklungsländern als state of the arts.

In den USA hingegen, wo für vieles mehr Geld zur Verfügung steht (Krieg, Forschung, Film), konnten 2006 etwa 100.000 Fußfesselneukunden begrüßt werden. Ein Ende des Hypes ist nicht abzusehen.

In unserm Film spielt benutzerdefinierte Menschenüberwachung naturgemäß auch eine bedeutende Rolle, allerdings ist eine elektronische Fußfessel für die Einwohnerschaft von Neustadt so spektakulär wie eine Türklingel.

Totale Überwachung hat aber natürlich nicht nur Nachteile: Im Rahmen der Suche nach möglichen Drehorten für den designierten Blockbuster
Solange der Vorrat reicht, stellt das satellitenunterstützte Programm "Google Earth" eine praktische und kostengünstige Rechercheunterstützung dar (Profitipp Nr.2).
(Leopold Lummerstorfer/Martin Puntigam, 27.9.2007)