Amsterdam/Frankfurt - EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat angesichts des Euro-Höhenflugs vor Gefahren für das Wachstum gewarnt. "Übermäßige Schwankungen sind gegen das Wachstum gerichtet", sagte Trichet mit Blick auf die Wechselkurse am Donnerstag im niederländischen Fernsehen. Trotz der Unsicherheiten bleibe das Basis-Szenario für die Euro-Zone erhalten, erklärte er, die übermäßige Geldversorgung der Wirtschaft weist aus Sicht des Euro-Hüters jedoch auf längerfristige Inflationsgefahren hin.

So ist die für die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wichtige Geldmenge M3 ist auch im August stark gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist M3 bereinigt um 11,6 Prozent gestiegen nach 11,7 Prozent im Juli, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Analysten hatten mit 11,6 Prozent gerechnet. Die Vergabe von Buchkrediten an den privaten Sektor blieb mit einem Zuwachs von 11,2 Prozent ebenfalls auf hohem Niveau.

Längerfristige Inflationsgefahren

Die übermäßige Geldversorgung der Wirtschaft weist nach Einschätzung der EZB auf längerfristige Inflationsgefahren hin. Der starke M3-Anstieg ist ein Grund für die Zinserhöhungen der EZB. Seit Ende 2005 hat die Zentralbank den Satz für ihre Kredite an Geschäftsbanken von zwei auf vier Prozent verdoppelt.

Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (Juni bis August) wuchs die Geldmenge mit einer Jahresrate von 11,4 Prozent nach 11,1 Prozent im vorangegangenen Dreimonatszeitraum. M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren Laufzeit. Das Geldmengenwachstum liegt schon seit Mitte 2001 über dem Referenzwert von 4,5 Prozent, bis zu dem die Geldversorgung nach Einschätzung der EZB nicht zu einem stärkeren Preisanstieg führt. In und außerhalb der Notenbank wird bezweifelt, dass die Messlatte angesichts vieler Neuerungen an den Finanzmärkten noch gilt. (Reuters, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 28.9.2007)