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Zur Diskussion stehen Wege auf den legalen Arbeitsmarkt sowie die Gesundheitsversorgung schwarzer Frauen. Doch Hemmschuh Nummer eins gegen mehr Integration ist und bleibt der Rassismus in den Köpfen.
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... über Rassismus und Wege, um ihrem Leben das zu verleihen, was ihm derzeit noch fehlt: Normalität. Von 27. bis 29. September.

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Wien - "Ich fühle mich hier auf den Straßen nicht sicher", sagt Daphne Sandberg vom Schwedischen Frauenverband, "weil ich merke, dass man mich als Eindringling betrachtet". Sandberg ist derzeit auf Kongressbesuch in Wien, eine von 85 Frauen, die aus allen Ecken des Kontinents zum ersten Treffen schwarzer Europäerinnen gekommen sind: Zum "1st Black European Women's Congress", der von Donnerstag bis Samstag just in der Bundeshauptstadt des bei dunkelhäutigen Menschen nicht immer als tolerant verschrieenen Österreich stattfindet.

Belastende Situation

Schwarze Europäerinnen seien Frauen in einer prinzipiell belastenden Lebenssituation, schildert Kongressinitiatorin Beatrice Achaleke vom Wiener Verein AFRA im Standard-Gespräch. Auf dem nördlichen Kontinent zu Hause, "sodass sie, wenn es sich um Frauen der Zweiten Einwanderergeneration handelt, gar kein anderes zu Hause mehr kennen", würden sie aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe von vielen weiterhin als "Fremde" behandelt.

Und mit Vorurteilen belegt, wie Ama Mazama, Soziologin der Chicagoer Temple-University mit jahrelanger Europaerfahrung, bei der Kongress-Eröffnungspressekonferenz ergänzte: "Ein schwarzer Mann steht rasch unter Drogendealer-, eine schwarze Frau unter Prostitutionsverdacht." Wobei in Österreich die Realität die Ressentiments zum Teil eingeholt hat: Asylwerberinnen bekommen nur schwer Zugang zum Arbeitsmarkt, sind aber berechtigt, sich den "Deckel" zu holen. Auf diese Art werde eine Reihe schwarzer Frauen in die Prostitution gedrängt, kritisierte die Dritte Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig (Grüne).

Diskussionen über Wege, um Zugang zum normalen Arbeitsmarkt zu erlangen, stehen denn auch auf dem Kongress im Mittelpunkt. "Wer in Österreich lebt, soll hier arbeiten dürfen", fordert Achaleke. Zumindest "für Asylwerber" müssten Arbeitsbewilligungen "ernsthaft diskutiert" werden, konzedierte Gabriele Heinisch-Hosek, die in Vertretung von Nationalratspräsidentin und Kongress-Schirmherrin Barbara Prammer (SPÖ) gekommen war, vor der Presse. Auch die Lage der "Zweiten Generation" und die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung für schwarze Frauen werden im Rahmen der Veranstaltung diskutiert.

Vordringlich - so Achaleke - sei jedoch der Kampf gegen den Rassismus. Beim Verein AFRA häuften sich Berichte von Übergriffen auf schwarze Frauen auf offener Straße und in U-Bahnen, "doch die meisten trauen der Polizei nicht". Rassismus müsse mit Strafe belegt werden, zudem sei eine "EU-weite antirassistische Kampagne mit Statements von Meinungsmachern" anzudenken, fordert die Kongressorganisatorin daher. Sonst werde es nie gelingen, "die schwarzen Europäerinnen wirklich heimisch zu machen". (Irene Brickner/DER STANDARD, Printausgabe 27.09.2007)