Linz – „Die Klassen werden zusammengelegt,“ stellte Oberösterreichs Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer vor den diesjährigen Sommerferien klar. Daran sei nicht zu rütteln, sagte Enzenhofer. Die Ausnahme: Höchstens in so wichtigen Gegenständen wie „Rechnen“ könnten ab nächstem Schuljahr die künftigen Großklassen wieder aufgeteilt werden, verkündete der Landesschulratspräsident am 8. Juni im Standard.

Das neue Schuljahr geht in Oberösterreich nun in seine zweite Woche, die Klassen wurden aber nicht zusammengelegt. Landeshauptmann Josef Pühringer hat dies höchstpersönlich „verhindert“. Im Notfall werden zusätzliche Lehrer aus dem Landesbudget finanziert, sagt Pühringer. Der Protest der Volksschulen in Alberndorf, Linz-Auhof und Unterweitersdorf hatte demnach Erfolg. Klassenvorstände und Elternvertreter hatten in einem gemeinsamen Schreiben an Landespolitiker und Unterrichtsministerin Claudia Schmied kritisiert, dass aus ihren Kleinklassen ab dem kommenden Schuljahr Großklassen werden sollen. Kernpunkt ihres Protests: „In unserem Fall wird die bestehende Schülerzahl von 15 beziehungsweise 16 auf 29 in der zweiten Klasse fast verdoppelt.“ Das ginge, rein schulbürokratisch gesehen, durchaus in Ordnung. Erst ab dem 31. Schüler muss eine Klasse geteilt werden.

Doch schulpolitisch gesehen sieht die Sache anders aus. An den drei Volksschulen in Oberösterreich war im vorigen Jahr bei den Erstklässlern diese Höchstzahl erreicht, weshalb Kleinklassen (mit je 15 und 16 Schülern) eröffnet wurden. Doch im Laufe des Schuljahres wurden Kinder zurückgestellt. Jetzt gibt es dort nur mehr 29 Schüler für die jeweils zweiten Klassen, die Zusammenlegung stand bevor. Und damit das Ende einer „optimalen Förderung und eines qualitativ befriedigenden Unterrichts“, wie die Lehrer der betroffenen Klassen bemängelten.

Denn die unter der rot-schwarzen Bundesregierung eingeführte Schülerhöchstzahl von 25 gilt nur für Eingangsklassen. Die drei Schulen hofften jedoch auf einen „menschlichen Ermessensspielraum innerhalb des gesetzlichen Rahmens“, was sie auch dem oberösterreichischen Landeshauptmann mitteilten. Pühringer entschied nun, im „Ermessen“, im Sinne der Betroffenen: Für die Grundstufe 1 (1. und 2. Klasse Volksschule) in Oberösterreich können alle Kleinklassen erhalten bleiben. Mit Stichtag 1. Oktober soll die Zahl dieser Klassen beim Landesschulrat registriert sein. Anschließend werde erhoben, ob die im Finanzausgleich ausverhandelten Dienstposten ausreichen, heißt es beim Landesschulrat. Wenn nicht, werde das Land aus seinem Budget die Mittel für die zusätzlichen Lehrverpflichtungen bereitstellen.

Mit ihren Beschwerdebriefen haben die Volksschulen zumindest einen Etappensieg erreicht. Doch das Problem ist nur aufgeschoben, ab der dritten Klasse droht neuerlich eine Zusammenlegung. (Kerstin Scheller/DER STANDARD-Printausgabe, 20. September 2007)