Doch für die neuen Aufgaben, die thermische Sanierung als Beitrag zum Klimaschutz, sei das derzeitige System nicht ausreichend gerüstet. Die Anteile der Sanierung am gesamten Bauvolumen lägen unter 22 Prozent. "Vollmundige Ankündigungen in Richtung 50 Prozent gehen an der Realität meilenweit vorbei", sagt Amann.
Das Problem ließe sich mit Geld oder neuen Vorschriften allein nicht lösen. Der Hauptbedarf bei der thermischen Sanierung liege bei den rund 1,8 Millionen privaten Eigenheimen im Land, von denen der Großteil dringend saniert gehörte. "Die öffentliche Hand kann hier nicht mehr als 30 oder 40 Prozent zuschießen, aber unter diesen Umständen sind die meisten nicht bereit, die Sanierung vorzunehmen", stellt Amann fest.
Die Lösung: "Wir brauchen Geld in Kombination mit Motivation und Information" - also eine massive Werbekampagne zugunsten der Sanierung des eigenen Hauses, vor allem durch TV-Spots. Die Mittel dafür sollten auch von der Bauindustrie kommen. Und die Länder sollten zusätzlich zur Wohnbauförderung eine steuerliche Förderung für die Sanierung einführen, fordert Amann.
Anreize für Effizienz
Einen anderen Reformzugang wählt der deutsche Ökonom Hans Pitlik, Finanzausgleichsexperte im Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). Ihn stört die Trennung von Finanzierung und Kompetenzen zwischen Bund und Ländern. Grundsätzlich sei die Dezentralisierung solcher Maßnahmen gut, weil sie den Wettbewerb stärkt, doch untergrabe dies bundesweite politische Zielsetzungen.
Pitlik: "Wenn die Verantwortlichkeit über Einnahmen und Ausgaben getrennt ist, dann gibt es wenig Anreiz, die Mittel effizient einzusetzen. Wir sollten daher darüber nachdenken, den Wohnbauförderungsbeitrag auf der Länderebene einzuheben und die Bundeskompetenz durch eine hundertprozentige Zweckbindung zu stärken." Vor allem die Klimaziele im Wohnbau ließen sich ohne vom Bund vorgegebene Zweckbindung zu nicht erreichen.