Die Bawag-Zentrale in der Seitzergasse bekommt einen neuen Eigentümer.

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Wien - Nun geht es ans "Familiensilber" der bisherigen Gewerkschaftsbank Bawag P.S.K., die der US-Fonds Cerberus Ende 2006 übernommen hat. Bis zum Jahresende verkauft die Bank ihre Top-Immobilien im Gegenwert von rund 500 Mio. Euro. Konkret sollen 15 Liegenschaften in Wien, Graz und Innsbruck mit einer Nutzfläche von insgesamt 140.000 Quadratmetern veräußert werden. Das entspricht einem Nutzflächenanteil von 45 Prozent am Gesamtimmobilienportefeuille der Bawag, sagte Bawag-Sprecher Thomas Heimhofer am Mittwoch.

Der wertmäßige Anteil dieses Pakets liegt naturgemäß bei weit über 50 Prozent, da in dieser ersten Tranche die Immobilienperlen der Bawag veräußert werden. Eine weitere Verkaufstranche soll 2008 folgen. Deren Umfang sei noch nicht definiert.

Penthouse-Bewohner dürfen bleiben

Detail am Rande: Die drei mittlerweile berühmtesten Penthäuser der Bawag in der Wiener Innenstadt, die derzeit den Flöttls und den Elsners gehören beziehungsweise an Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch vermietet sind, müssen für die heuer geplanten Immo-Deals nicht geräumt werden. "Die Immobilien werden so verkauft wie sie jetzt liegen und stehen", erklärte Heimhofer - also ohne Penthouse beziehungsweise mit vermietetem Dachgeschoß.

Die drei vergebenen Wohnungen verteilen sich auf zwei Gebäude. Am Fleischmarkt wohnen Flöttl und Verzetnitsch unter einem Dach: Walter Flöttl senior hat dort in den 80er Jahren ein Penthouse "günstig" gekauft - konkret bezahlte er für die etwa 600 Quadratmeter Nutzfläche plus Dachterrasse und 2 Garagen rund 600.000 Euro, also nur 1.000 Euro pro Quadratmeter. "Sein Eigentum ist von dem Verkauf nicht betroffen", betonte der Bawag-Sprecher.

Die Dachgeschoßwohnung nebenan ist an Verzetnitsch vermietet. Für die 212 Quadratmeter große Wohnung zahlt der Flöttl-Nachbar eine Monatsmiete von rund 1200 Euro, also nicht einmal sechs Euro je Quadratmeter. Diese Wohnung soll den Eigentümer vermietet wechseln.

Feuer am Dach

Bei der Liegenschaft Tuchlauben/Seitzergasse, der bisherigen Bankzentrale, ist juristisch gesehen noch Feuer am Dach: Das Penthouse gehört der Ehefrau des ehemaligen Bawag-Chefs Helmut Elsner. "Das schwebende Verfahren gegen Helmut und Ruth Elsner wird von der Bawag weiterbetrieben", bekräftigte der Bankensprecher. Es geht um die Anfechtung des Kaufvertrags für das Penthouse. Elsner hatte die Dachgeschoßwohnung 2001 gemietet und gleichzeitig von der Bank eine Kaufoption erworben. Diese hat seine Frau 2005 gezogen und die knapp über 200 Quadratmeter große Wohnung um 475.000 Euro, also 2.375 Euro je Quadratmeter, erworben.

Die neue Bawag hat das rechtmäßige Zustandekommen des Kaufvertrags mittlerweile angefochten. Denn zum einen war Elsner 2001 Generaldirektor der Bank und hat sich dieses Kaufrecht von der Bank zu Konditionen aushändigen lassen, die weit unter Markt liegen. Zum anderen hat er sich den Erwerb des Objekts zu einem Zeitpunkt absegnen lassen, als die Karibikverluste bereits eingetreten waren, ohne dass der Aufsichtsrat davon informiert war. "Hätte der Aufsichtsrat gewusst, dass die Bank um 1,5 Mrd. Euro ärmer ist, hätte er wohl kaum zugestimmt", so Heimhofer.

Die potenziellen Käufer der beiden BAWAG-Liegenschaften Tuchlauben/Seitzergasse und Fleischmarkt müssen mit zwei weiteren Fixvermietungen einverstanden sein: Denn die BAWAG will ihre beiden Bürostandorte im ersten Bezirk weiterführen. "Die Standorte werden künftig auch weiterhin von der Bank genützt - auf Mietbasis", so der Bawag-Sprecher. (APA)