Praktisch zeitgleich ist seine bereits 2004 abgeschlossene Dissertation über die Geschichte der Hausnummerierung in der Habsburgermonarchie (Studienverlag) erschienen. Auch seine Diplomarbeit aus dem Jahre 1993 über die "Schlurfs", widerständige Arbeiterjugendliche, die in Wien zur Zeit des Nationalsozialismus Jazz hörten, gibt es seit Jänner als Book on Demand. Letztes Jahr hat er bereits zwei Bände mitherausgegeben, einen über die Rezeption der Romantik in Wien um 1800 und "Geschichte Online. Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten".
Ist das nicht ein bisserl übertrieben, innerhalb von gut einem Jahr fünf Bücher zu publizieren? Das habe sich in den letzten zehn Jahren so angesammelt, entschuldigt Tantner die Publikationsflut.
Aber schon Jahre bevor all die Bücher erschienen, war Tantners Forschung im Netz präsent.
Auf seiner Homepage gibt es eine schöne Galerie der Hausnummern, ein Schriftenverzeichnis mit Downloadmöglichkeiten und einen Forschungsblog. Sein Webauftritt hat ihm etwa eine Einladung zu einem Vortrag nach Zürich und eine Publikationsmöglichkeit im deutschen Szenemagazin "Jungle World" beschert. Die virtuelle Präsenz hilft also im fachlichen wie auch im öffentlichen Raum.
Gerade die eigenen Texte fänden so eine viel bessere Verbreitung, weiß Tantner. Gedruckt finden viele akademische Bücher oft nicht mehr als hundert Käufer. Seine Diplomarbeit zu den "Schlurfs" hingegen wird pro Monat über hundert Male heruntergeladen. Wie bitte? Eine Diplomarbeit? Anton Tantner kann sich das auch nicht ganz erklären. Vielleicht hat es mit dem Dokumentarfilm "Schlurf - Im Swing gegen den Gleichschritt" zu tun, der im April auf ORF 2 ausgestrahlt wurde und für den Tantner Material beisteuerte.
Ergebnisse online
Seit 1. Juli arbeitet er an einem vom Wissenschaftsministerium finanzierten FWF-Projekt zum Thema "Europäische Adressbüros in der Frühen Neuzeit". Ergebnisse aus dem neuen Projekt werden gleich online gestellt und so der Fachgemeinschaft in einem frühen Stadium zur Diskussion vorgelegt. Hat er denn keine Bedenken, dass ihm seine Einsichten weggeschnappt werden? Überhaupt nicht, sagt Tantner. Es sind ja nur Wissenssplitter, die er vorab ins Netz stellt. Und wenn jemand anders die Erkenntnisse nutzen kann, dann sei das ja der ureigentliche Sinn von Wissenschaft. Aber ist es nicht ein beträchtlicher Aufwand? Eigentlich nicht, denn was gebloggt wird, seien ja erste Formulierungen von wissenschaftlichen Aufsätzen, die man eh schreibt. Mit seiner starken Webpräsenz ist Tantner noch die Ausnahme unter den Historikern.