Jeder Branche ihre Sicherheitslösung: Genügt am Bau ein Helm, bedarf es bei IT-Systemen einer Reihe vertrauenswürdiger Schutzmaßnahmen, um Cyberkriminellen Einhalt zu gebieten.

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"Früher hat man Banken vor Ort überfallen", meint Edgar Weippl, "heute kann ein Cyberbankräuber aus sicherer Entfernung an Geld kommen - ohne sich den Risiken traditioneller Kriminalität auszusetzen." Denn, erklärt der wissenschaftliche Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Secure Business Austria (SBA) mit dem Schwerpunkt organisatorische und technische Aspekte von IT-Security: "Es gibt kaum einen Bereich unseres Lebens, wo IT-Systeme nicht zum Einsatz kommen." Und genau das wüssten auch Kriminelle auszunützen. Der Online-Banküberfall ist da nur ein Beispiel unter vielen.

Vor diesem Hintergrund - der zunehmenden Durchdringung aller Lebensbereiche mit IT - startet das Infrastrukturministerium die zweite Ausschreibung der Programmlinie "Trust in IT-Systems" im Technologieförderprogramm FIT-IT (Volumen: rund 4 Millionen Euro). Gefördert werden - nomen est omen - Projekte, die sich zum Ziel gesetzt haben, IT-Systeme vertrauenswürdig, also sicher, zu gestalten. Der Fokus liegt dabei auf kooperativen Forschungsprojekten, besonders aus dem automotiven und industriellen Bereich.

Die Zeiten, in denen ein Hacker einen Server knackte, nur um sich und der Welt zu beweisen, dass er es kann, sind endgültig vorbei. "Die Methoden werden besser, die Angreifer erwachsener. Es geht ums Geld, nicht mehr um den Spaß", sagte Klaus Kleestorfer, Sicherheitsspezialist von Capgemini Consulting, bereits 2006 bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der APA-E-Business-Community.

IP-Telefonie, W-LAN, Bluetooth, der Trend zur Mobilität: All das sind potenzielle Einfallsschneisen für kriminelle Aktivitäten. Neue Bedrohungsszenarien erwachsen so durch die zunehmende Nutzung von mobilen, multifunktionalen Geräten. Kriminelle könnten in naher Zukunft verstärkt dazu übergehen, wertvolle Daten von Smartphones und Notebooks zu stehlen.

Eine relativ aktuelle Bedrohung seien auch so genannte "Botnets", sagt Weippl. Dabei handelt es sich um automatische Netze illegal verbundener Computer, die sich aus der Ferne steuern lassen. Mithilfe solcher "Zombie-Rechner" haben Russen Unternehmen im Bereich Online-Gaming damit erpresst, ihre Websites lahmzulegen. "Auch Österreich war davon betroffen", erzählt Leopold Löschl, Leiter des Büros für Computer- und Netzwerkkriminalität im Bundeskriminalamt. Durch Systemausfälle seien Schäden in sechsstelliger Höhe entstanden, wofür die drei Haupttäter je acht Jahre Haft ausgefasst hätten. Auch Cyberverbrechen zahlt sich nicht aus. (max/DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2007)