Fidlers Freude in München: Broeding mit übersichtlicher Karte Broeding Schulstraße 9 München 0049 89 16 42 38 www.broeding.de Einmal vier, einmal fünf Gänge, Apero und Wein für 155 Euro

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München zählt nicht zu meinen Lieblingsplätzen auf der Welt. Großes Dorf, irgendwie, dachte ich jedenfalls bisher. Das liegt nicht nur daran, dass ich kein Bier trinke. Oktoberfest? Eine Horrorvorstellung wie die allermeisten Zeltfeste, die kommendes Wochenende beginnt. Aber ich war zu neugierig auf das Motorradschrägenlagentraining in München, um darauf zu warten, dass Kollege Gluschitsch die Stützradexperten auch nach Wien holt. Aber dazu ein ander Mal nebenan im Motorteil, hier nur der Leitspruch: Wer fahren will, muss auch essen.

München antwortet nicht

Kollege Holzer wäre natürlich ins Tantris gegangen, wenn er schon in München ist, aber mir stand der Sinn nach etwas einfacherem Abendessen. Das Landersdorfer & Innerhofer legte er mir noch ans Herz, aber die haben auf mein Reservierungsmail eh nie reagiert (oder blieben im Spamfilter hängen). Und genau, der Fritz Wieninger hat vom Broeding geschwärmt. Nun kann man sagen, kein Wunder, die sind ja auf österreichischen Wein spezialisiert, und wer freut sich nicht über Absatzkanäle. Aber ich kann bezeugen: Fritz Wieninger hat durchaus Recht.

Schlichtes, aber alles andere als ungemütliches Lokal mit Vinothek (siehe oben), eine Handvoll Tische, viel ausgenommen freundliches Personal. Möglicherweise auch noch ein paar Vertreter jenes Studentenkollektivs darunter, das diese sehr ordentliche Wirtschaft vor 17 Jahren gegründet hat. Damals kochte jeder, heute Profi Manuel Reheis. Ich weiß zwar nicht, wie's im Kollektiv war, aber der ist jedenfalls kein Fehler.

Fleischlos? Problemlos

Die Karte übersichtlich wie die Räumlichkeiten: Ein Menü mit vier oder fünf Gängen, 54 oder 59 Euro, basta. Oder nicht ganz: Wer zum Beispiel kein Fleisch mag, bekommt problemlos statt der Navettensuppe mit der extrem würzigen Poltinger Lammwurst eine naturgemäß nicht ganz so würzige, aber absolut feine Suppe mit Algenkaviar. Oder statt Reh in zwei Varianten eine große Scheibe gebratenen Provolone mit Sellerie und zweierlei Pesto von der Brunnenkresse.

Aber der Reihe nach und wie erfreut verputzt: Die Küche grüßt mit großartigen gefüllten Zucchiniblüten, für mich mit zwei Scheiben zartester Entenbrust. Als erster Gang rauscht ungemein zarter Matjes heran auf Apfelsauerrahm und Salat. Die Navettensuppe stinkt gegen die Lammwurst etwas ab, aber dagegen kommen auch wirklich nur wenige Geschmäcker an. Selbst das Kernöl braucht eine Zeit, bis es bei dieser Konkurrenz wahrnehmbar wird - als durchaus gschmackig. Und kurz bevor ich meinen absoluten Favoriten aus Leutschach empfehle.

Die Filets der Starnberger-See-Renke perfekt angebraten. Und dass statt der angekündigten Maroni herausragende Steinpilze dem Romanasalat bei der Begleitung des Fischleins helfen, ist alles andere als ein Grund zur Beschwerde.

Süßes Rehlein

Ebensowenig das "Zweierlei" vom Reh auf Rotkraut und Wacholderspätzle, zwei zarte Rückenscheiben und Geschmortes. Mir allerdings das Geschmorte wie letztens im Schöneck bei Brixen (mehr zu diesem ansonsten perfekten Dinner ein andermal) ein bisschen zu beerig. Gustosache halt.

Der fehlt uns für das schwarze und weiße Schokomousse mit Fragolino, zudem die Kapazität. Ziemlich überraschend der davor vorgesehene Käsegang: Drei Bällchen Büffelmozarella mit etwas Balsamico und Tomate, die als Essenz im Glas kommt. Vielleicht nicht ganz im Sinne des Erfinders von abschließenden Käsegängen, aber eigentlich - sehr gut und leicht.

Und warum der - übrigens ziemlich fair bepreiste - durchgehend österreichische Wein, wachautechnisch mit Schwerpunkt auf Smaragden? Liegt nicht zuletzt an Sommelier Andreas Röhrich, der drei Jahre bei Wein & Co als Verkaufsleiter werkte, wie er erzählt.