Die IAEO und ihr Chef ElBaradei sind in den vergangenen Jahren zunehmend in den Blick der Medien geraten.

Foto: DER STANDARD, Newald
Die Internationale Atomenergieorganisation ist 50 Jahre alt. Die bei ihrer Gründung vertretene Meinung, dass zivile und militärische nukleare Anwendungen leicht voneinander getrennt gehalten werden können, war eine Illusion. Das musste die IAEO auf die harte Tour lernen.

*****

Wien – Begonnen hatte alles mit einem Auftritt von US-Präsident Dwight Eisenhower am 8. Dezember 1953 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen. So wichtig war ihm seine „Atoms for Peace“-Rede, in der Eisenhower, aufbauend auf frühere Ideen, die Schaffung einer Internationalen Atomenergiebehörde vorschlug, dass er seinen Piloten bat, die Landung in New York herauszuzögern, damit er noch weiter am Text arbeiten konnte. Diese Anekdote stammt von seiner Enkelin, Susan Eisenhower.

Im September 1957 war es dann so weit, im Wiener Konzerthaus (wo deshalb auch heute, Montag, der Festakt zum 50-jährigen Bestehen stattfindet) trafen sich die Delegierten zur 1. Generalversammlung der Internationalen Atomenergieorganisation. Das Statut war von 81 Staaten im Herbst 1956 verabschiedet worden. Ein Produkt „tiefer Angst und großer Erwartungen“ nach dem Einstieg ins nukleare Zeitalter, nennt der IAEO-Biograf David Fischer die Gründung der „Agency“.

Hauptquartier war vor dem Bau der UNO-City das frühere Grand Hotel am Ring. Wien hatte das Rennen vor anderen neutralen Hauptstädten gemacht. Neutral sollte der Ort deshalb sein, weil erwartet wurde, dass die IAEO „eine wichtige Lagerstätte und Transitpunkt für nukleares Material werden würde“ (Fischer). Zu Eisenhowers Vorschlag gehörte, dass die (damals drei) Atomwaffenstaaten ihr abgerüstetes Nuklearmaterial bei der IAEO abgeben sollten, die es in den Dienst der Menschheit stellen würde. Mit dieser Aussicht wäre ein Standpunkt Wien heute wohl nicht mehr durchzusetzen, für die Regierung Julius Raab (ÖVP) damals noch kein Problem.

Aber es kam ohnehin anders, auch Frankreich und China wurden offizielle Atommächte, und abgerüstet hat keine von ihnen, obwohl es der NPT (Atomwaffensperrvertrag) vorsieht. Die IAEO, keine spezialisierte UNO-Agentur wie die anderen (sie gehört zur „UNO-Familie“), aber mit direkter Verbindung zum UN-Sicherheitsrat, hatte von Anfang an drei Aufgaben: die Förderung des zivilen Gebrauchs von Nukleartechnologie, nukleare Sicherheit (security) im Sinn von Antiproliferation und die Sicherheit (safety) von Nuklearanlagen.

Vertrauensgrundsatz

Die Illusion, dass zivile und militärische nukleare Forschung und Anwendung leicht und sauber auseinandergehalten werden könnten, musste die IAEO bald begraben. Safeguards (Schutzvorrichtungen) und Safeguards-Inspektionen, die diese Trennung garantieren sollen, haben eine lange Entwicklung hinter sich. Das mit dem NPT institutionalisierte System stützte sich auf den Vertrauensgrundsatz, dass ein NPT-Unterzeichner auf Atomwaffen verzichtet und dafür das Recht auf Unterstützung eines zivilen nuklearen Programms erwirbt. Inspektionen beschränkten sich auf vom Mitgliedstaat „deklarierte“ nukleare Anlagen und Materialien.

Der Weckruf kam, als 1991 das geheime Atomwaffenprogramm des NPT-Unterzeichners Irak entdeckt wurde. Die IAEO wurde dafür geprügelt: Allerdings hätte sie das irakische Programm mit dem – von den Mitgliedstaaten so gewollten – Regelwerk für zahnlose Inspektionen schwerlich entdecken können.

In der Folge reagierten die IAEO-Mitgliedsstaaten langsam, aber doch mit dem „Additional Protocol“ von 1997, das die Inspektionsmöglichkeiten bedeutend erweitert – allerdings ist der Beitritt dazu freiwillig. Technisch haben sich die Inspektionstechnologien rasant weiterentwickelt und nicht zuletzt auch die Inspektionskultur der IAEO, die heute viel aggressiver ist als früher, besonders von den USA jedoch noch immer als zu weich kritisiert wird. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2007)