Wien - Ein klares "Nein zur rezeptfreien Pille danach" deponierte Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky am Donnerstag Abend angesichts der jüngsten Aussagen von Frauenministerin Doris Bures. "Die sogenannte 'Pille danach' ist ein hochwirksames und hoch dosiertes Medikament und sollte deshalb den Expertenempfehlungen entsprechend auch in Zukunft nicht rezeptfrei abgegeben werden", sagte Kdolsky in einer Aussendung.

Dabei stehe die Sicherheit und bestmögliche medizinische Betreuung für Frauen, die sich zur Einnahme dieses Präparats entschließen, im Vordergrund. "Die Einbindung des verschreibenden Arztes und des Apothekers stellt sicher, dass Frauen über Wirkung und Risiken aufgeklärt werden können und vermeidbare Wechselwirkungen mit anderen Medikationen vermieden werden. Außerdem ist sowohl vor der geplanten Einnahme als auch danach eine fachärztliche Kontrolle notwendig", argumentierte die Gesundheitsministerin.

Mikl-Leitner bezeichnet Pille Danach als "rezeptfreie Abtreibung"

Zu drastischeren Worten griff die VPNÖ im Bezug auf die Forderung von Frauenministerin Doris Bures (S) nach einer rezeptfreien Pille danach. "Die rezeptfreie Abtreibung kann nicht unser Ziel sein und ist ein familienpolitischer Skandal", so Landesrätin Johanna Mikl-Leitner (V) in einer Aussendung am Freitag. Mikl-Leitner zeigte sich "empört über die jüngsten Schnapsideen" der SP-Ministerin.

"Sexualität ist nicht eine Husch-Pfusch-Handlung, sondern etwas, das mit Liebe und Geborgenheit zu tun hat. Wir sollten vor allem jungen Menschen deutlich machen, dass Sexualität etwas Besonderes ist und nicht mit einer Pille danach zu einer Routinehandlung degradiert werden darf", so die Landesrätin. Die ÖVP "trete aber sehr wohl für Hilfe und Schutz von Frauen ein, die ungewollt schwanger werden". Eine Abtreibung dürfe jedoch "nicht zu einer Selbstverständlichkeit werden", erklärte Mikl-Leitner.

Grüne: "Pille danach" keine Abtreibungspille

Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, bezeichnete die Position von Gesundheitsministerin Kdolsky hinsichtlich der "Pille danach" als "absolut scheinheilig". "Sie verhindert hier auf eine wirksame Maßnahme, die Zahl der Abtreibungen deutlich zu senken", so Weinzinger. Der Oberste Sanitätsrat habe sich bereits für die Freigabe dieses Verhütungsmittels ausgesprochen, das längstens innerhalb von 72 Stunden, am besten jedoch innerhalb von 24 Stunden, nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden muss, um eine Befruchtung der Eizelle zu verhindern. "Gerade an Wochenenden kann die Suche nach ÄrztInnen, die dieses Notfallsverhütungsmittel verschreiben, zum Wettlauf mit der Zeit werden. Wer also wirklich Abtreibungen verhindern will, kann nur für eine Freigabe der 'Pille danach' eintreten", erklärte Weinzinger.

Vergleich mit Frankreich

In Frankreich sei die Zahl der Abtreibungen seit der Freigabe der "Pille danach" deutlich zurückgegangen. "Es ist nicht nachvollziehbar, wieso die ÖVP die Freigabe dieses Medikaments blockiert, obwohl es doch in ihrem Interesse liegen müsste, möglichst viele ungewollte Schwangerschaft zu verhindern", so Weinzinger.

Auch die SPÖ kritisierte die jüngsten Aussagen der ÖVP zur "Pille danach" und zu Sexualität allgemein. "Schon wieder reagieren die ÖVP-Frauen mit erhobenem Zeigefinger und wollen den Menschen erklären, was Sexualität ist", meinte SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin und Nationalratsabgeordnete Bettina Stadlbauer in Reaktion auf die Aussagen von Mikl-Leitner.

Die Forderung nach der "Pille danach" sei nicht moralisch bedenklich, meinte Stadlbauer, sondern würde die Frauen vor schlimmeren Situationen bewahren. Spekulationen von Mikl-Leitner, Sexualität würde immer mehr zur Routinehandlung degradiert, wies Stadlbauer zurück. (APA/red)