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Hillary Clinton, Bewerberin um die Präsidentschaftskandidatur und New Yorker Senatorin, auf Ground Zero.

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Fast 3.000 Fahnen wehen zu Ehren der Opfer des Terroranschlages vom 11. September 2001.

Foto: AZR/Mark Henle

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Rudy Giulianis Beliebtheit hängt beinahe zu 100 Prozent von seinen Leistungen in den Tagen nach 9/11 ab.

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In der Wahlkampagne versuchen viele Kandidaten vom Andenken an den 11. September 2001 zu profitieren. Die Feierlichkeiten selbst wurden heuer wegen der Bauarbeiten verlegt, die Angehörigen können ein letztes Mal Ground Zero betreten.

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New York – Rudy Giuliani erwähnt den 11. September 2001 beinahe in jeder seiner Reden. Jetzt allerdings, da sich die Terrorattacke auf das World Trade Center das sechste Mal jährt, tut er es mit besonderer Inbrunst. Der ehemalige Bürgermeister von New York City kämpft um die Nominierung für die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Der Zuspruch für ihn in den Umfragen hängt zu beinahe 100 Prozent von seinem Verhalten nach 9/11 ab.

Vertrauen eingebüßt hat Giuliani unlängst auch mit diesem Thema: Er behauptete, dass er mehr Zeit auf Ground Zero verbracht hatte als die meisten Bergekräfte. Die Zeitungen wiesen ihm nach, dass er im September 2001 mehr außerhalb der Stadt war als am Südzipfel Manhattans. Auch Feuerwehrleute und Polizei kritisierten ihn. Etliche Männer seien gestorben, weil er als Bürgermeister kein anständiges Funksystem angeschafft habe.

Mythos 9/11

Auch Hillary Clinton, New Yorker Senatorin und Bewerberin um die demokratische Kandidatur, fand sich am Wochenende am Ground Zero ein. Sie erinnerte daran, dass sie am Tag nach dem Anschlag dort war. Ihr demokratischer Gegner John Edwards sprach dieser Tage ebenfalls nur wenige Blocks entfernt über das Thema Terror – in Zeiten harter Wahlkampagnen wollen alle vom Mythos 9/11 profitieren.

Die New Yorker selber müssen diesmal anders gedenken. Glockenläuten, Schweigeminuten, Verlesung der Opfernamen und Prozession der Witwen und Waisen in die Tiefe von Ground Zero wird es so nicht mehr geben. Die Bauarbeiten dort lassen keinen Platz mehr zum Trauern.

Bürgermeister Michael Bloomberg verlegte die eigentliche Zeremonie in den Zucotti Park am Broadway, etliche hundert Meter von der bisherigen Gedenkstätte entfernt. Bloomberg ging allerdings auf den heftigen Protest einiger Gruppen ein und gab die Rampe hinunter in die Baugrube ein letztes Mal frei – unter strikten Auflagen.

Abschied von Ground Zero

Damit steht jetzt der Abschied von Ground Zero bevor, der für viele Hinterbliebene fast sakrale Bedeutung hat. Der Psychologe Sam Kedem sagt: „Diese Familien klammern sich an Ground Zero, weil ihnen nichts anderes blieb.“ Ob die geplante Gedenkstätte mit Kunstpark und Wasserfällen einmal die gleiche Nähe zu den Opfern schaffen kann wie die „Fußabdrücke“ der einstigen Zwillingstürme, sei unklar.

Anstelle der Türme wird seit Ende April 2006 der Freedom Tower gebaut. Das 69-stöckige Gebäude soll 1776 Fuß (541,32 Meter) hoch werden, sein Maß an die US-Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahr 1776 erinnern. Derzeit wird am Kern des Gebäudes von Daniel Libeskind und der Architekturfirma Skidmore, Owings & Merill gearbeitet. Für Ende 2010 ist seine Fertigstellung geplant. Kostenpunkt: mehr als drei Milliarden US-Dollar. (dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 11.9.2007)