Johann Kowar: "Man muss die US-Immokrise relativieren: Der Sturz war die logische Reaktion auf eine Preisentwicklung, die nichts mehr mit der Realität zu tun hatte."

Foto: Conwert
Im Gespräch mit Gerhard Rodler legt er seine Gründe dar.

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STANDARD: Kaum haben Sie den Vorstandsvorsitz der Conwert übernommen, ist der Markt für österreichische Immobilien-Wertpapiere zusammengebrochen. Kein schöner Start, oder?

Johann Kowar: Natürlich hätte ich mir ein anderes Einstandsgeschenk gewünscht, denn für die Aktionäre von Immobiliengesellschaften ist es schon schmerzhaft, wenn der Börsenkurs um 25 bis 30 Prozent unter dem tatsächlichen Wert der Gesellschaft liegt. Von den jetzigen Umständen sind im internationalen Vergleich nicht nur kleine Immobilienunternehmen wie wir betroffen, sondern praktisch die gesamte Branche. Ich kann nur eines sagen: Man muss das operative Geschäft und die Entwicklungen an den Börsen unbedingt auseinanderhalten. Doch Tatsache ist: Solange die Zinsen steigen, werden auch die österreichischen Immobilien-Aktien Probleme haben.

STANDARD: Die meisten Ihrer Mitbewerber sehen das anders. Sie sind der Meinung, dass steigende Zinsen ihren Aktienkursen nichts anhaben könnten, weil steigende Zinsen mit etwas Zeitverzögerung auch steigende Mieteinnahmen mit sich bringen.

Kowar: Das ist die rationale Sicht der Dinge - und die ist auch völlig richtig. Nur spielen an der Börse auch Emotionen eine große Rolle, und das Bauchgefühl sagt eben: Wenn die Zinsen steigen, dann nichts wie raus aus Immobilien-Aktien! Ich mache mir mit dieser Aussage keine Freunde: Aber solange die EZB weitere Zinserhöhungen nicht ausschließt, wird sich so rasch nichts ändern. Auch im September und Oktober werden wir mit den niedrigen Kursen leben müssen. Das wird sich erst längerfristig erholen.

STANDARD: Was heißt das für die Anleger, die sich in den goldenen Zeiten zweistellige Kurssteigerungen erwartet haben?

Kowar: Jetzt kommt eine Phase, in der sich die Spreu vom Weizen trennen wird. Was jetzt zählt, sind die Geschäftsmodelle der Gesellschaften und die Frage, wie sie es schaffen werden, die weitere Unternehmensentwicklung mit eigener Kraft und eigenem Cash über die Bühne zu bringen.

STANDARD: Als Trostpflaster schütten einige Mitbewerber neuerdings Dividenden für die Anleger aus. Und was tun Sie? Wie auch der Immofinanz wird der Conwert ja vorgeworfen, dass sie über Managementverträge teilweise vermeidbare Kosten übernehmen würde.

Kowar: Zur Richtigstellung: Damit werden keine zusätzlichen Kosten für das Unternehmen generiert. Aber ja, ich räume ein, dass dieses Modell bei den internationalen Investoren immer wieder hinterfragt wird. Man muss aber auch festhalten: Erst vor rund einem Jahr wurde der Managementvertrag mit verbesserten Konditionen von der Hauptversammlung beschlossen. Eigenmächtig können wir daher keinerlei Veränderungen vornehmen. Aber natürlich prüfen wir derzeit verschiedenste Optionen, wie wir die Wertschöpfungskette in Zukunft optimieren können.

STANDARD: Und wie?

Kowar: Wir haben bisher pro Jahr durchschnittlich zehn Prozent des Immobilienbestandes gewinnbringend verkauft und haben mit diesem Ertrag neue Projekte realisiert. Künftig soll diese Quote auf 15 Prozent steigen.

STANDARD: Und wie wird es mit der globalen Immobilienkrise weitergehen?

Kowar: Man muss die US-Immokrise relativieren: Seit einem Jahrzehnt sind in den USA die Wohnpreise um zehn bis 15 Prozent pro Jahr gewachsen. Das war enorm. Jetzt haben die Preise punktuell um 20 bis 30 Prozent nachgegeben. Und ganz offen gestanden: Dieser Sturz war eine wirtschaftlich vollkommen richtige und logische Reaktion auf eine Preisentwicklung, die nichts mehr mit der Realität zu tun hatte. Das ist in meinen Augen keine Krise, sondern eine Normalisierung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.9.2007)