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Tallinn! Warum ausgerechnet Tallinn? Die Hauptstadt Estlands sei eine der sechs coolsten Städte Europas, stellte das Nachrichtenmagazin Spiegel kürzlich fest. Neben Amsterdam, Barcelona, Dublin, Kopenhagen und Hamburg. Diese Städte sind cool, die sind sexy.

Die "drei T"

Gewiss, Wien wird im Spiegel-Artikel auch erwähnt. Die Einwohnerzahl stagniere zwar – jedoch sei der Standortvorteil nach dem Abbau des Eisernen Vorhangs wirtschaftlich genützt worden. Die Stadt, die einem "historischen Museum" glich, habe sich auch in eine "aufgefrischte Metropole" verwandelt. Und: Was die "drei T" – Talent, Technologie und Toleranz – betreffe, liege Wien laut einer Hamburger Studie "überraschenderweise" gleichauf mit Amsterdam. Aber warum ist Wien dann nicht "cool"? Was ist los mit unserer Außenwirkung?

Diese Woche präsentierte der neue Tourismusdirektor Norbert Kettner seine Werbestrategie für die Stadt. Demnach eröffne sich derzeit "ein kosmisches Fenster" für Wien, da die Stadt "imagemäßig mit den bekannten Megacities" gleichziehe. Aber hoffentlich nicht unbedingt mit Karatschi, Manila oder São Paulo.

Kettner will in seinen Werbefeldzügen jedenfalls das Image der "schönen Stadt mit großer Geschichte" mit jenem der "kreativen Stadt mit großer Innovationskraft" ergänzen. Und er spricht selbst davon, dass er die "drei T" für das vierte "T", den Tourismus, "nutzbar machen" wolle. Wofür Kettner die besten Voraussetzungen hätte – war er doch Geschäftsführer der Wiener Kreativ-Förderschiene "departure".

Nicht leicht

Aber leicht wird's nicht. Zwar hat sich einiges getan: Die Stadt hat sich ein neues, modernes Stadtbild an der Donau gegeben, boomt in der Biotech-Branche, hat eine florierende Lokalszene und eine wirklich coole elektronische Musikszene. Nur: Was davon wird wahrgenommen, was strahlt davon nach außen? Nimmt sich die Stadt selbst als cool und sexy wahr?

Eine mögliche Antwort könnten die Gesichter sein, die man tagtäglich in der Straßenbahn sieht. Aber machen wir noch einen kleinen Test. Gibt man das Stichwort "Cool" auf der Homepage der Stadt Wien ein, erhält man nicht rasend viele Ergebnisse. Unter anderem kommen da so Reißer wie: "Die coole gute Schuljause – Lebensmitteluntersuchungsanstalt der Stadt Wien" oder "Stadtentwicklung Wien: Generelle Radwegplanung: Initiativprojekt Radweg an Schulen".

Okay, Tallinn ist cooler. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 8./9.9.2007)