"Straches paranoiden Verfolgungsszenarien sollen davon ablenken, dass er inhaltlich blank ist."

Foto: derStandard.at/rwh

"Ich will Moslems zu Christen machen."

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"Wo Kameras sind, ist Strache auch, in der Hoffnung, dass er fotografiert wird."

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"Strache hat ja meines Wissens nur fünf Fotos weitergegeben, zwei nicht. Warum nicht? Das müsste man ihn einmal fragen."

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"Ich habe einen zivilisierten Umgangston, egal ob Leute gut oder schlecht mit mir können."

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"Sie sehen an meiner Aufmachung, ich bin heute Nachmittag beim Empfang in der Hofburg dabei", lautet die "Entschuldigung" Ewald Stadlers, warum er am Freitag, dem Tag, an dem der Papst in Wien zu Besuch war, Zeit hatte, ein Interview zu geben.

Das ehemalige FPÖ-Mitglied ist für sein Engagement in katholisch-konservativen Kreisen bekannt und sah seine Aufgabe in der Partei auch immer darin, "wertkonservative Wähler an die FPÖ zu binden." Laut eigenen Angaben machen diese Wähler "drei Prozent unserer gesamten Wählerschaft" aus. Mittlerweile verzichtet die FPÖ jedoch auf Stadlers Einsatz. "Da geht es nicht um persönliche Dinge sondern um tiefgehende weltanschauliche Fragen", kommentiert Stadler diesen Umstand im Interview mit derStandard.at.

Eine eigene Partei will er trotzdem nicht gründen: "Für eine Parteigründung braucht man erstens Geld, zweitens Geld und drittens wieder Geld. Und ich hab dieses Geld schlicht und einfach nicht." Die Fragen stellten Saskia Jungnikl und Rosa Winkler-Hermaden.

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derStandard.at: Sie sind ein sehr religiöser Mensch. Freut es Sie, dass der Papst Österreich besucht?

Stadler: Ja, natürlich, selbstverständlich! Ich möchte mich bei ihm für das wichtigste Anliegen bedanken, das ich an ihn hatte, nämlich, dass er das Moto Proprio zur generellen Wiederfreigabe der alten Messe erlassen hat. Ich bin ein Anhänger der alten Messe, ich gehe jeden Sonntag mit meiner Familie in die heilige Messe nach dem alten Ritus.

derStandard.at: Religion ist nicht allen in der FPÖ ein Anliegen, das Dritte Lager galt ursprünglich als eher antiklerikal. Wie passt ihre Religiosität zur deutschnationalen Einstellung?

Stadler: Zuerst möchte ich sagen: ich bin nicht mehr FPÖ-Mitglied. Ich war lange Zeit FPÖ-Mitglied und habe versucht, der FPÖ in katholisch-konservativen Kreisen neue Wähler zu erschließen. Mir ist das unter Haider auch gestattet worden - im Zusammenhang mit der Neufassung des Parteiprogramms 1997. Dass die jetzige Parteiführung nicht von Intelligenz verfolgt wird, ist allgemein bekannt. Mit Neuheiden- und Wotangläubigkeit im 21. Jahrhundert Wähler zu erschließen, wird vielleicht in esoterischen Heilpraxen möglich sein, in der katholischen Wählerschaft sicher nicht.

derStandard.at: Heinz-Christian Strache zeigt an einer anderen Religion größeres "Interesse" als an der katholische Kirche. Er "kämpft" gegen den Islam und ist für ein Minarett-Verbot. Sie auch?

Stadler: Ich will keine Minarette für Moslems, sondern ich will Moslems zu Christen machen. Wo ist die Moslem-Mission? Wir schicken Missionare in alle Teile der Welt und der Islam ist mittlerweile die zweitgrößte Religionsgemeinschaft dieses Landes. Der Islam ist in der Lage, jedes Jahr zig tausende Deutsche und einige tausende Österreicher zur Konversion zu bewegen. Aber wo sind die tausenden Moslems in Österreich, die zum Katholizismus bekehrt werden? Das ist der Missionsauftrag, der sich aus dem Evangelium ergibt. Falls die Bischöfe nicht mehr wissen, was der Missionsbefehl ist, kann ich ihnen auf die Sprünge helfen: Das ist im Matthäus und Johannes-Evangelium nachlesbar.

derStandard.at: HC Strache beschuldigt Sie, den Medien die Jugend-Fotos, die ihn in Verbindung mit der Neo-Nazi Szene bringen, weitergegeben zu haben.

Stadler: Strache hat nie behauptet, dass ich den Medien die Fotos zugespielt hätte, weil er weiß, dass er dann leicht der Lüge überführbar wäre. Man liest das nur immer so. Tatsache ist, dass diese Fotos von mir an Hilmar Kabas übersandt wurden. Das war am 27. Dezember des Vorjahres. Strache hat dann in verpixelter Form einen Teil der Fotos dem ORF präsentiert und vom ORF haben sie die Medien übernommen. Daher haben die Medien bis heute keine unverpixelte Variante.

Die Fotos, die ich jetzt vor Gericht vorlegen musste, waren unverpixelt. Ich musste sie aufgrund einer Klage zeigen, die Strache gegen die Tageszeitung Österreich angestrebt hat. Er hat mit seiner Klage erreicht - das finde ich besonders dumm -, dass ich die Fotos vorlegen musste und jetzt können sie auf die Uhr schauen, bis der Anwalt der Zeitung Österreich sich den Akt kommen lässt und Kopien anfertigt.

derStandard.at: Strache spricht von einer "Privatfehde" von Ihnen und Wolfgang Fellner.

Stadler: Strache behauptet zwar, es sei eine Privatfehde, die der Ewald Stadler und der Fellner miteinander gegen ihn ausführen, aber das ist Paranoia. Die ist behandelbar, aber nicht von mir. Die Annahme, dass ich und Fellner Komplizen sind und gleichzeitig was weiß ich wie viele Klagen mit ihm noch anhängig habe, ist ein bissl absurd.

derStandard.at: Er vermutet auch "böse Absichten".

Stadler: Das neue Foto, das die Zeitung Österreich jetzt veröffentlicht hat, mit diesem Wiking-Treffen oder wie diese Typenansammlung heißt, ist nicht von mir. Dieses Wiking-Foto war nicht bei den Fotos dabei, die ich dem Kabas übersandt habe und die ich vor Gericht vorlegen musste.

Dort ist ein anderes Foto dabei, das ihm auch noch Probleme bereiten wird. Das ist aber nicht mein Kaffee. Strache hat ja meines Wissens nur fünf Fotos weitergegeben, zwei nicht. Warum nicht? Das müsste man ihn einmal fragen.

derStandard.at: Also ist an der Behauptung, Sie hätten die Fotos weitergegeben, um Straches Rücktritt zu erzwingen, so dass der Weg an die Parteispitze für Sie frei ist, nichts dran?

Stadler: Absurd. Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich im Jahr 2005, wo keiner Parteichef werden wollte, zugreifen können. Das ist Paranoia, wenn Strache glaubt, dass ich Klubobmann werden will. Dabei habe ich ihn als Klubobmann vorgeschlagen. Seine paranoiden Verfolgungsszenarien sollen davon ablenken, dass er inhaltlich blank ist.

derStandard.at: So wie Sie über Strache reden, scheint Ihr Verhältnis nicht das beste zu sein. Können Sie noch normal miteinander reden?

Stadler: Ich habe einen zivilisierten Umgangston, egal ob Leute gut oder schlecht mit mir können. Das letzte Mal habe ich Strache bei Gericht getroffen. Und hundertprozentig ist er heute beim Papst-Empfang. Denn wo Kameras sind, ist er auch, in der Hoffnung, dass er fotografiert wird. Das war wahrscheinlich schon früher so. Deswegen gibt es jetzt so viel Fotomaterial von ihm.

derStandard.at: Sie äußerten vor einigen Monaten die Idee, eine Partei-Institution, die das "wertkonservative" katholische Lager repräsentieren soll, innerhalb der FPÖ gründen zu wollen und bekamen eine Absage von Partei-Chef Strache. Sehen Sie trotzdem noch Chancen dafür?

Stadler: Es war mir ein Anliegen, das, was ich in den letzten Jahren aufgebaut habe, nämlich wertkonservative, katholische Wähler an die FPÖ zu binden, in irgendeiner Form zu institutionalisieren. Das hätte bedeutet, dass man sich in der Akademie auf eine Lösung einigen hätte müssen: Akademie führt wer auch immer und ich führe das Institut, das unter dem Dach der Akademie eingerichtet wird. Das wurde abgelehnt. Da geht es nicht um persönliche Dinge, sondern es geht um tiefgehende weltanschauliche Fragen.

derStandard.at: Wie groß ist das Potential der "wertkonservativen, katholischen Wähler", die die FPÖ unterstützen?

Stadler: Diese Wähler machten sicher drei Prozent unserer gesamten Wählerschaft bei den letzten Nationalratswahlen aus. Seitdem ich die Partei verlassen habe, grundeln wir bei zehn, elf Prozent herum, wo wir vorher 15 Prozent gehabt haben.

derStandard.at: Wieso wollen sie dann nicht gleich eine eigene Partei gründen, wenn das Potential laut ihren Angaben vorhanden ist?

Stadler: Bevor ich daran denke, muss ich mir überlegen wie ich meine sechs Kinder, meine Familie erhalte. Für eine Parteigründung braucht man erstens Geld, zweitens Geld und drittens wieder Geld. Und ich hab dieses Geld schlicht und einfach nicht.

derStandard.at: Wieso ist das BZÖ eigentlich keine Option für Sie? Dort gibt es keinen Strache, mit dem Sie sich herumärgern müssen.

Stadler: Da würde ich vom Regen in die Traufe kommen mit dem Herrn Westenthaler. Was soll ich mit dem Mann anfangen? Ob der eine wegen seiner Vergangenheit herumlügt oder der andere vor Gericht – das ist nur ein qualitativer Unterschied, aber kein grundsätzlicher. Die zwei könnten meiner Ansicht nach genial miteinander.

derStandard.at: Was bleiben für Perspektiven?

Stadler: Jo mei, ich hab jetzt einmal vor, dass ich mich auf eine Anwaltstätigkeit vorbereite. Ich möchte in den nächsten Jahren Dinge machen, die mir privat Freude bereiten: Rechtsfälle lösen und behandeln, rechtliche Vertretungen übernehmen. Ich habe gehört, dass man dort nicht so schlecht verdient.

derStandard.at: Sie denken also an einen Rückzug aus der Politik?

Stadler: Mittelfristig ja. (derStandard.at, 11.9.2007)