"Unser Körper ist unsere wertvollste Ressource, unser Betriebssystem", erläutert der Mediziner. "Wer auf ihn achtet, ihn wahrnimmt und seine Signale hört, braucht sich um seine Gesundheit nicht sorgen." Für Wögerbauer bedeutet Gesundsein nämlich keinesfalls die Abwesenheit von physischen und psychischen Problemen, sondern lediglich Mut und Fähigkeit, mit ihnen umzugehen. "Lachen, weinen und streiten können und mit Genuss essen, das ist für mich ein Zeichen für Gesundsein, und nicht der Body-Mass-Index oder der richtige LDL/HDL-Quotient", so der Vortragende.
Eustress und Distress
Stress per se ist für Wögerbauer nichts Negatives, denn es gibt guten, den Eustress und schlechten, den Distress. Auf Wögerbauers Frage, was denn Eustress für die Zuhörer sei, kommen zuerst Antworten wie "Erfolg und gute Geschäfte", "Halbmarathon", dann endlich auch Profanes wie "Lachen und Singen", "Sex" und "Schmetterlinge im Bauch" aus dem Auditorium. Distress hingegen seien chronische Müdigkeit, Hilflosigkeit, Mobbing und Erfolglosigkeit. Chronische Erschöpfung sei quasi der "Dauerbrenner" bei Führungskräften, weiß der Wahlwaldviertler. "Heute ist es ja für Führungskräfte nahezu ein Muss, mindestens einen Halbmarathon rennen zu können. Müdigkeit zu übergehen ist aber wirklich gefährlich und rächt sich – spätestens im Alter zwischen 40 und 45 Jahren", ist der Stress-Experte überzeugt. Burnout sei kein Schlagwort, sondern für ihn tägliche Realität.
Gefährdete Gruppen
Allerdings: Burnout ist nichts, was einen von heute auf morgen überfällt. Dem Gefühl des völligen Ausgebranntseins geht immer eine längere Entwicklung voraus. Es spielt nicht nur ein Faktor eine Rolle, sondern mehrere Faktoren wie die eigene mentale Verfassung, Familie, Job und Gesellschaft.
Anders als die meisten vermuten würden, sind nicht Top-Manager, Ärzte oder Piloten die am häufigsten von Burnout Betroffenen, sondern vor allem allein erziehende Mütter, gefolgt von Kindern und Jugendlichen.