Früher zur Arbeit kommen, abends später gehen – schaut gut aus, ist es aber oft nicht. Die Österreicher arbeiten gemeinsam mit den Briten EU-weit am längsten pro Woche. Und doch ist jede dritte Arbeitsstunde verlorene Zeit – schlichtweg unproduktiv. Da passt offensichtlich etwas nicht zusammen.

Die Floskel "In der Arbeit sein" impliziert Produktivität, auch alibihafte. So einfach lässt sich nicht kontrollieren, wer wie viel und was macht, während er einfach "da" und "beschäftigt" ist. Das soll keine Unterstellung in Richtung der Dienstnehmer sein, denn es kann zwar, muss aber nicht an ihnen liegen, wenn der Tag einmal etwas ruhiger verlaufen ist.

Mangelnde Planung und Steuerung ist Hauptgrund Nummer Eins für insgesamt verlorene Arbeitstage, nicht etwa fehlende Motivation der Mitarbeiter. Hierzulande herrscht in den Managementetagen noch immer Beruhigung, wenn die Mitarbeiter sichtbar sind. Arbeitszeit vor Ort ist noch immer das Maß, mit dem die Leistung gemessen wird. Mehr strategische Planung, die auf Ergebnisse ausgerichtet ist, statt Stechuhren-Mentalität ist der Schlüssel zu mehr Produktivität und letztendlich mehr Erfolg.

Auch in der Kommunikation liegt Potenzial zur Verbesserung von Leistung und Produktivität. Viel Zeit geht verloren, weil Mitarbeiter und Kollegen nicht oder zu wenig informiert sind. Mit effektiveren Informationskanälen könnte wertvolle Arbeitszeit für anderes investiert werden. Mehrgleisiges Arbeiten, weil sich Kollegen und Mitarbeiter zu wenig untereinander absprechen, könnte man sich so ebenfalls ersparen.

Ein Umdenken auf Führungsebene ist gefragt: Kontrolle über Mitarbeiter bedeutet nicht Gesichtskontrolle und fehlende Planung machen Überstunden nicht wett. Auf das Ergebnis kommt es schließlich an, nicht auf Anwesenheit und investierte Zeit. (Marietta Türk, derStandard.at, 9. September 2007)