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Wien - Seit dieser Woche gibt es morgens unter den Fahrgästen in den Wiener U-Bahnen bisweilen verdutzte Gesichter. Grund dafür ist die Stimme eines Zwölfjährigen, der die Fahrgäste über die Lautsprecher im Wageninneren erinnert: "Bitte lassen Sie Ihre Zeitungen nicht im U-Bahnzug zurück." Dass ein "Kind an die gute Kinderstube erinnert, hat einen gewissen Charme - und macht munter", so der Sprecher der Wiener Linien, Johann Ehrengruber, gegenüber derStandard.at. Nicht der erhobene Zeigefinger solle bei der jüngsten jüngsten Initiative gegen die Verunreinigung der Wagengarnituren bemüht werden, vielmehr gehe es um Bewusstseinsbildung.

Zu hören ist die Ansage auf allen U-Bahn-Linien in der Hauptverkehrszeit von Betriebsbeginn bis 10 Uhr vormittags laut Ehrengruber pro Fahrt zwei Mal. Nun werde der "Versuchsballon" beobachtet. Weitere Ansagen mit Kinderstimmen seien derzeit nicht angedacht. Neu ist allerdings eine weitere Durchsage mit gewohnter Sprecherstimme, auf welcher Seite sich der Ausstieg in der jeweiligen U-Bahnstation befindet. Aus Sicht der Wiener Linien ein - nur in bestimmten Zugtypen möglicher - Service für Fahrgäste, die eine Linie weniger oft frequentieren.

Vergessene Zeitungen "schon immer ein Thema"

Die Kinderstimme im Wageninneren gesellt sich zu einem schon länger bekannten Sauberkeitsappell in den U-Bahnstationen. Vergessene Zeitungen waren laut dem Wiener-Linien-Sprecher "schon immer ein Thema", wenn es um die Sauberkeit in der U-Bahn ging. Durch die verschiedenen Gratiszeitungen hat sich das Problem allerdings verschärft. Ziel sei es, dass sich die Verunreinigung in einem "bestimmten Rahmen bewegt, da mit zumehmender Verschmutzung auch die Hemmschwellen weiter sinken". Mit jenen Publikationen, die wie "heute" mit einem eigenen Ständer in den Stationen präsent sind, gibt es laut Ehrengruber "klare Verträge", die sowohl die Standortmiete als auch die Entgeltung eines erhöhten Reinigungsaufwandes regeln.

Der Sauberkeitsappell in den U-Bahnstationen gehört mit den Hinweisen auf das Rauchverbot und das Bettelverbot zu den Evergreens unter den Ansagen der Wiener Linien. Hinzu kommen "eher anlassbezogene" Durchsagen, die den nicht autorisierten Verkauf von Fahrscheinen oder verstellte Blindenleitsysteme betreffen. Dass all die Lautsprecherhinweise den Fahrgästen einmal zu viel werden könnten, befürchtet Ehrengruber nicht: "Es gibt hier generell kein Dogma, wir schauen, wie die Durchsagen ankommen." (glicka)