Mechtild Bawart: hart erkämpftes Amt.
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Weiler - Industrie am Ortsrand, eine Durchfahrtsstraße, Einfamilienhaus reiht sich an Einfamilienhaus. Ein Zentrum ist für Ortsfremde nicht erkennbar, die Grenzen zu den Nachbargemeinden scheinen fließend. Weiler im Bezirk Feldkirch ist eine typische "Schlafgemeinde" des Vorarlberger Rheintals. 1900 Menschen wohnen dort, die meisten pendeln in die nahen Großgemeinden, in die Schweiz oder nach Liechtenstein.

Um 14,3 Prozent sei die Bevölkerung seit der letzten Volkszählung angewachsen, erzählt Bürgermeisterin Mechtild Bawart stolz, "wir nähern uns rasant der 2000er-Marke". Der stete Zuzug sei auf die "hohe Wohnqualität" zurückzuführen. Gerade erst habe die Gemeindevertretung einen Bebauungsplan für ein neues Wohngebiet beschlossen. Die Bürgermeisterin in der knallgrünen Lederjacke breitet die Pläne auf ihrem Schreibtisch aus, wechselt zum nächsten Dorfentwicklungsprojekt, dem Zentrum. "Auf guten Beinen" stehe die Gemeinde finanziell, sagt sie, der Grund sei die "aktive Bodenpolitik", die sie hier betreibe. "Wir haben Industriegründe verwertet und noch welche in Reserve."

In der Vergangenheit hatte sie andere Schwerpunkte. Da galt sie als feministische Dorfrebellin. 1990 gründete die dreifache Mutter eine Frauenliste, kam in die Gemeindevertretung. Fünf Jahre später holte sie der Bürgermeister auf seine Einheitsliste, 2000 wollte Bawart dort einen Spitzenplatz. Der Bürgermeister weigerte sich. Bawart trat mit eigener Liste an, spaltete die ÖVP und gewann in einer Stichwahl.

"Oft grusig" waren die ersten fünf Jahre als Bürgermeisterin, sagt sie heute. Einige "andere" ÖVPler konnten die Niederlage nicht verkraften, deckten die Bürgermeisterin (erfolglos) mit Aufsichtsbeschwerden ein, lancierten negative Medienberichte. Das Dorfvolk hielt zu ihr. 2005 wurde Bawart, diesmal mit geeinter ÖVP, mit 85 Prozent wiedergewählt. "Die Mehrheit ist eine große Gefahr, man muss aufpassen, dass man nicht überheblich wird", sagt sie. Parteipolitik in der Gemeindestube hält sie für überholt. "So was von blöd" sei es, "wenn eine Partei behauptet, das und das haben wir erreicht." Schließlich sei alles in der Gemeinde "Teamarbeit und nur die zählt". (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe 04.09.2007)