Julius Meinl V. muss seinen Anlegern einiges erklären. Erste Klagen rollen an.

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Wien – Der Meinl-Gruppe droht weiteres Ungemach. Ein Grazer Vermögensberater, der Aktien der Meinl European Land (MEL) an seine Kunden verkauft hat, fordert 339.488 Euro zurück. Er sei durch "schuldhaftes, rechtswidriges und schadenskausales Verhalten der Verantwortlichen von MEL" getäuscht und geschädigt worden. Der Kurs-Rutsch könnte aber auch für die Meinl Bank ein Nachspiel haben. Denn Millionenklagen von Großinvestoren sind im Anrollen. Große Versicherungen und Pensionskassen bereiteten Schadenersatzklagen vor, berichtet der Kurier. Zudem drohen Klagen geschädigter Kleinanleger.

Mittlerweile steht fest, dass spätestens seit April für die an der Wiener Börse gelisteten Meinl-Unternehmen die gleichen Meldevorschriften gelten wie für Firmen mit Sitz in Österreich. Dies bestätigt die Wiener Börse der Presse. Grund dieser Verpflichtung ist das Inkrafttreten der EU-Transparenzrichtlinie. Verstöße dagegen seien zwar nur mit Geldstrafen sanktioniert, sie würden aber geschädigten Kleinanlegern Klagstitel für Zivilrechtsklagen liefern. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger fordert Transparenz. "Ich werde mit Informationen überschwemmt", sagt er. "Früher habe ich geglaubt, es gibt nur Mirko Kovats, aber wie man sieht, gibt es auch Meinl", sagte er im STANDARD-Gespräch. Er fordert von MEL, Meinl International Power (MIP) und Meinl Airport (MAI), die in Jersey sitzen, Information in deutscher Sprache. Darüber, worin sich Österreichs Aktienrecht vom Jersey-Recht unterscheidet und welche Vorteile Anlegern das Domizil bringt. Zudem will er eine Erklärung, dass der Austrian Code of Corporate Governance für MIP und MAI gelten soll. Und eine Klarstellung, welche Investoren die MEL-Kapitalerhöhung im Februar gezeichnet haben, und ob diese – nach den Aktienrückkäufen – noch MEL-Aktien halten.

Rasinger regt eine Prüfung an, ob finanzielle Vereinbarungen mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser sachgerecht seien. Anleger gehörten informiert, welche Benchmarks bei Projekten erreicht werden müssen, damit Investments vorgenommen werden. Er will wissen, unter welcher Bedingung und welchem Zeithorizont die Gesellschaften aufgelöst werden und den Anlegern ihr Geld zurückgezahlt wird.

Zahlungsstopp

Gleichzeitig sollten Zahlungen für die wesentlichen Dienstleistungsverträge ausgesetzt werden, so lange gewisse Ziele nicht erreicht werden, etwa der Verkauf aller rückgekauften MEL-Aktien um mindestens 20,43 je Aktie. Rasinger will "klare Aussagen, wer vom MEL-Management für den Rückkauf verantwortlich ist und welche Stückzahl zu welchen Preisen von wem autorisiert wurde". Information darüber, wer die Verantwortung auf dem Papier und wer "tatsächlich" das Sagen hat werden ebenfalls gefordert. Der zurückgetretene Top-Manager der Gruppe, Francis Lustig, bezeichnet sich nur noch als Ex-Pressesprecher der MEL.

Meinl-Sprecher Rupert-Heinrich Staller sprach von "Maximalforderungen". Es könne nicht sein, dass der Interessenverband der Anleger, deren Präsident Rasinger ist, die MEL führe. Dennoch versprach Staller, die Vorschläge zu diskutieren. Bis Jahresende will er wesentliche Punkte bei der MEL reformiert haben. Welche, verrät er noch nicht. (cr, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.09.2007)