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"Es schien mir der richtige Moment in meinem Leben zu sein, um mich zu engagieren", erklärt US-Schauspieler Walter Koenig (70) seine Beweggründe für sein Engagement für Burma. Der in Chicago geborene Sohn litauischer Juden wuchs in New York auf und widmete sich nach dem Studium der Psychologie der Schauspielerei. Große Bekanntheit erreichte er mit seiner Rolle des russischen Crew-Mitglieds des "Raumschiff Enterprise", Pavel Chekov.

Foto: Archiv

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Dass sich Koenig für Burma einsetzt, sei eher Zufall, erklärt er gegenüber derStandard.at. Die US-Campaign for Burma sei an ihn herangetreten und nach einem Gespräch mit Kampagnenchef Jeremy Woodroom habe sei er zu der Überzeugung gelangt, durch seine Bekanntheit die internationale Presse anzulocken, "die sich eine Pressekonferenz zu dem Thema sonst nicht angesehen hätten."

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Gesagt getan: Im Juli reiste Koenig nach Mae Sot an der Grenze zwischen Thailand und Burma. Dort besuchte er Flüchtlingslager, eine Klinik und sprach mit Flüchtlingen über ihre Lage.

Grafik: CIA

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Im Rahmen seiner Reise besuchte Koenig auch Kinder, die Angehörige der Karen-Minderheit sind. "Es liegt in meiner Natur und hängt mit meiner Geschichte sowie meiner Erziehung zusammen, dass ich an den Sinn humanitären Engagements glaube und daran, dass alle Menschen die Chance haben sollten, ein freies, selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu haben", findet der US-Schauspieler.

EPA/US Campaign for Burma

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"Nachdem ich nun über so viele Jahre hinweg von meiner Tätigkeit als Darsteller bei Raumschiff Enterprise profitiert habe, habe ich beschlossen, dass ich nun etwas davon zurückgeben möchte."

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"Ich habe den Herren getroffen, der die Verantwortung für das Lager trägt, ein Brite, der wirklich mit Leib und Seele dabei ist. Er hat mich sehr inspiriert, ebenso die Ärztin, die die dortige Klinik leitet", schildert Koenig seine Bewunderung für die Freiwilligen, die in den Lagern arbeiten.

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Im Juli machte sich Walter Koenig, ein breiteren Öffentlichkeit besser bekannt als Pavel Chekov aus der US- Erfolgsserie "Raumschiff Enterprise", auf eine Reise in Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Thailand und Burma. Im derStandard.at-Interview beschreibt er seine Eindrücke, berichtet über das Schicksal von Flüchtlingen und erklärt, warum einer der Schlüssel für eine Verbesserung der Lage in China liegt. Das Gespräch führte Sonja Fercher.

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derStandard.at: Im Moment finden verstärkt Proteste gegen die Regierung statt, wie schätzen Sie die derzeitige Situation ein?

Koenig: Die Menschen versuchen schlichtweg zurückzuerlangen, was sie bereits errungen haben. Schließlich haben sie im Jahr 1990 eine demokratische Regierung gewählt, die jedoch durch das Militär daran gehindert wurde, ihre Amtsgeschäfte aufzunehmen. Die Proteste der vergangenen Woche zeigen, dass die Bereitschaft der Menschen gestiegen ist zu handeln.

derStandard.at: Denken Sie, dass sich die Lage verändern wird oder besteht nicht die Gefahr, dass das Militär die Proteste erneut unterdrücken wird?

Koenig: Vor dem Hintergrund der Geschichte Burmas und vor allem der Ereignisse des Jahres 1988 (als Proteste brutal niedergeschlagen wurden, Anm.), müsste man befürchten, dass es dem Militär ein weiteres Mal gelingen wird sich zu halten.

Die Menschen und ihr Glaube an eine bessere Zukunft lassen natürlich darauf hoffen, dass alles eine positive Wendung nimmt. Ich habe sehr stolze, ehrwürdige und warmherzige Menschen mit einem sehr starken Willen getroffen, die nicht auf ewig unterdrückt und eingeschüchtert werden können.

Beeindruckend waren die Gespräche mit politischen Gefangenen, von denen viele gefoltert wurden: Um das zu überleben, braucht man großen Optimismus und den festen Glauben, dass sich die Dinge ändern werden. Menschen mit so starken Charaktären, die immer noch an ihre Überzeugungen glauben, muss man einfach unterstützen.

derStandard.at: Was haben Sie bei Ihren Besuchen in den Flüchtlingslagern über das Schicksal der dort lebenden Menschen erfahren?

Koenig: Diese Menschen haben große persönliche Tragödien erlebt. Viele mussten im Dschungel leben, weil ihre Dörfer abgebrannt wurden. Leider ist das viel zu wenig bekannt, aber in Burma wurden mehr Dörfer abgebrannt als in Darfur. Zudem wurden Landminen gelegt, um ihnen die Rückkehr so schwer wie möglich zu machen.

Das einzige Ansinnen der Regierung besteht darin, jegliche Opposition im Keim zu ersticken. Aus diesem Grunde zerstören sie die Infrastruktur der insgesamt sieben ethnischen Teilstaaten, die weitgehend eigenständig sind. Damit will ihnen die Regierung jegliche Möglichkeit nehmen sich zu verbünden, da sie ihr so gefährlich werden könnten.

Die Flüchtlinge haben aber nicht nur ihre Dörfer, sondern auch ihre Familien verloren. Trotzdem denke nicht, dass sie auch ihren Willen verloren haben. Ganz im Gegenteil, sie können wieder ermutigt werden, wenn die Welt ihre Lage anerkennt und willens ist, ihre Anliegen zu unterstützen. Wenn dies geschieht, werden sie auch ihren Glauben wieder finden, dass ein Regimewechsel möglich ist, so dass sie zurückkehren und aus Burma wieder einen lebenswerten Ort machen können.

derStandard.at: Welches Ereignis hat sie am meisten erschüttert?

Koenig: Ich war in einer Klinik und sah dort Menschen, die Gliedmaßen bei Angriffen der Regierungstruppen verloren hatten oder die an Krankheiten leiden, die auf Unterernährung zurückzuführen sind. Das ist schon sehr schwer auszuhalten.

Dazu kommt, dass ich sah, wie sie Prothesen in Handarbeit mühevoll erstellen. Davon können sie vielleicht 200 pro Jahr herstellen, und es gibt aber weitaus mehr Verletzte, die diese brauchen würden.

derStandard.at: Die Opposition wird hauptsächlich von Aung San Suu Kyi verkörpert. Welchen Eindruck hatten Sie vor Ort von ihrer Rolle?

Koenig: Natürlich versucht das Regime sie so weit wie möglich still zu halten und sie steht nach wie vor unter Hausarrest. Aber sie ist immer noch eine Integrationsfigur und eine Hoffnungsträgerin der Regimegegner.

derStandard.at: Welchen Eindruck hatten Sie von den Flüchtlingslagern selbst?

Koenig: Die Lage schien mir ganz akzeptabel, es gibt finanzielle Unterstützung aus anderen Ländern. Wissen Sie, ich selbst habe die USA und vor allem die derzeitige Regierung immer wieder sehr scharf kritisiert, aber in Burma leisten die USA größere Beiträge als alle anderen Länder.

Nichts desto trotz sprechen wir von Flüchtlingslagern, in denen 35.000 Menschen leben, das ist natürlich schwierig. Aber es ist dort sauber, die Menschen werden mit Nahrungsmitteln versorgt und man bemüht sich sehr, dass sie in Sicherheit dort leben können und dass auch für ihre Gesundheit gesorgt ist. Aber ich denke, ihre Moral könnte besser sein - aber wen wundert das?

derStandard.at: Was müsste passieren, damit die Opposition an Rückhalt gewinnt?

Koenig: Am wichtigsten ist es im Moment, dass im UN-Sicherheitsrat eine Resolution zustande kommt, je mehr Druck dafür aufgebaut werden kann, desto besser. China hat zwar ein wirtschaftliches Interesse daran ein Veto einzulegen. Zugleich stehen aber die olympischen Spiele 2008 in Peking vor der Tür und die Regierung hat auch ein Interesse daran, von ihrer eigenen Menschenrechtspraxis abzulenken.

Hoffentlich kann Peking dazu ermutigt werden, in Bezug auf Burma eine andere Position einzunehmen, schließlich verletzt die Militärregierung nicht nur die Menschenrechte und missachtet die Bürgerrechte, sondern sie setzt auch Folter als Methode der Einschüchterung ein.

Wenn China eine kritische Position gegenüber der Militärjunta einnimmt und auf sie Druck ausübt, besteht vielleicht Hoffnung, dass sich die Lage verändert. (Sonja Fercher, derStandard.at, 3.9.2007)