Qui: "Love’s Miracle"
Qui sind ein dicker und ein dünner Ami aus L.A., die bislang ein Album veröffentlicht haben, das versäumt zu haben man sich nicht schämen muss. Im Vorjahr kreuzte David Yow die Wege des spartanisch Drums und Gitarre verwendenden Duos. Nach einer gemeinsamen Single steht nur das Album "Love’s Miracle" mit dem einstigen Sänger von The Jesus Lizard an. Grimmiger Noise-Rock mit einem zwar älter gewordenen, aber immer noch keine Gefangenen machenden Yow: Die spielerische Brillanz von JL wird hier nicht erreicht, fetzt aber trotzdem ordentlich. Am 2. Dezember live in der Szene Wien! (Ipecac/Trost)

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ipecac

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The Jesus Lizard: "Live"
Aus einer Zeit, als Bouncer noch das Publikum vor der Band schützen mussten, stammt dieser grandiose Livemitschnitt auf DVD eines Konzerts der damals besten Live-Band der Welt: The Jesus Lizard in ihrer stärksten Phase und Besetzung. So wie die vier hier 1994 abgehen, muss man echt nostalgisch werden. Das Gespann Duane Denison (git), David Wm. Sims (b) und Mac McNeilly (dr) ist hier beständig am kontrolliert explodieren – und Yow irgendwo über den Köpfen des Publikums: Der reine Irrsinn! Solche Bands werden leider nicht mehr gemacht.

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Vic Chesnutt: "North Star Deserter"
Der wunderbare Folk-Rocker und Meister raunziger wie einfühlsamer Balladen, Vic Chesnutt, meldet sich nach längerer Pause mit einem neuen Album zurück: "North Star Deserter", auf dem er von Mitgliedern von Silver Mt. Zion + Tra-La-La Band des verdienten kanadischen Labels Constellation unterstützt wird. Intime Balladen aus dem Geisterhaus vermengen sich mit sphärischer Schönheit wie im möglichen "Hit" des Albums "You Are Never Alone". (Constellation/Trost)

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Vic Chesnutt

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Liars
Das titellose neue Album der (Wahl-)New Yorker Liars gibt sich nach dem experimentelleren Vorgänger wieder vergleichsweise geradlinig, was sich in einer heftigen "In Your-Face"-Produktion ebenso niederschlägt wie in einer neuen – ähm – Poppigkeit. Zumindest der Song "Houseclouds" könnte auch vom letzten Beck-Album stammen. Der sehr gute Rest bedient Bedürfnisse, die vom klassischen Industrial bis zur introvertierten Ballade reichen. Tolle Band, starkes Album. (Mute)

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Liars

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Richard Hawley: "Lady’s Bridge"
Als ermatteter Rockabilly hängt Richard Hawley, einst Gitarrist bei Pulp, am Cover im Fauteuil, und so klingt auch sein neues Album. Wobei zu den getragenen und bei aller Erhabenheit auch immer eben ermattet wirkenden Balladen ein paar beherzte Rockabilly-Songs kommen, die diese wunderbar geschlossene Arbeit wohltuend bereichern. Die Gefahr, dass er trotzdem der ewige Geheimtipp bleiben könnte, wird aber auch dieses Album nicht wesentlich abwenden. (Mute)

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Richard Hawley

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Solal Presents: "The Moonshine Sessions"
Eines der bislang schönsten Alben des heurigen Jahres kommt aus einer Ecke, aus der man es nicht erwartet hätte: Cohen Solal vom Gotan Project – schnarch! – hat in Nashville „Moonshine Sessions“ aufgenommen. Ein astreines Country-Album, dem im Rhythmusbereich allerdings Solals atmosphärische und "räumliche" Arbeit als Produzent von auch elektronischer Musik anzuhören ist. Wenn Lambchop nicht irgendwann die Ideen ausgegangen und fad geworden wären ... wunderschön und sogar Albernheiten wie Covers von Abba ("Dancing Queen") und den Sex Pistols ("Pretty Vacant") gehen glatt durch. (Soul Seduction) Ab Oktober.

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TNT Jackson: "Across The Towers"
Der flotte Dreier aus Wien bleibt sich auf "Across The Towers" selbst treu und bewegt sich weiterhin auf Basis eines tendenziell leicht zappeligen Funk Richtung Dancefloortauglichkeit, die von Basslines getragen wird, die, wie im Falle von "CoolMister", gar ein wenig an Paul Hardcastle ("19") oder – noch besser – an das Solodebüt von Pete Shelley erinnern. Dazu gibt’s Kastrationsgesang vom Feinsten und einen erlauchten Gastbeitrag: Eddie Agros von den gepflegten Rüpeln Art Brut leiht dem Stück "Pushit" seine Stimme. Kühl! (Soul Seduction)

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TNT Jackson

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They Shoot Horses Don't They?: "Pick Up Sticks"
Schon wieder Kanadier. Die Bande mit dem cineastisch verräterischen Namen erfreut mit einem schrägen Folk, der mit seinen beständig neben der Spur liegenden Bläsern und Gesängen, die gerne ein wenig kippen, stellenweise schon auch ans Nervenkostüm geht. Mit der Konsequenz, in der das allerdings auf Albumlänge betrieben wird, entsteht so eine eigene Ästhetik, die letztlich ein geschlossenes Gesamtwerk gibt. Muss man sich aber erarbeiten. Dass der Sänger wie Andy Partridge (XTC) klingt, hilft dabei. (Kill Rock Stars)

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They Shoot The Horses

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Robert Forster Grant McLennan: "Intermission"
Diese zwei CDs versammeln die von den Protagonisten selbst ausgewählten 13 besten Stücke aus den jeweils vier Solowerken, die die beiden gleichberechtigten Songwriter der australischen Band The Go-Betweens in den 90ern veröffentlicht haben. Das Resultat: Nicht weniger als Folk-Pop für die Ewigkeit. Muss es auch sein, denn nach McLennans zu frühem Ableben muss man diesen hübsch gestalteten Ziegel leider als Vermächtnis deuten. (Pias)

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Go Betweens

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Thurston Moore: "Trees Outside The Academy"
"Leider keine Infos", meint die Plattenfirma. Macht nix. Thurston Moore spricht ja auch so für sich. Der Sonic-Youth-Gitarrist ist bislang als Solokünstler eher zu vernachlässigen gewesen, "Trees Outside The Academy" ist im Vergleich zu früheren Werken wie "Psychic Hearst" (brrr!) ein hübsches Kleinod auf Basis akustischer Gitarren und Streichern – ohne dass es gleich Fadgasalarm auslösen würde. Es gibt nämlich auch einen Schlagzeuger, der das ganze gut unterfüttert. Nice – und dazwischen machen ein paar elektrische Gitarren ordentlich Wind. (Trost)

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