Wer das Ausscheiden von Red Bull Salzburg gegen Donezk nun Giovanni Trapattoni anlasten will, ist auf dem falschen Dampfer. Man trete einen Schritt zurück und reflektiere kurz über die (auch durch mediale Penetranz) verfestigte Vorstellung von der "Millionen-Truppe". Ein ungetrübter Blick wird davon nicht viel übrig lassen.

Die Wirklichkeit. Salzburg verfügt zwar über eine für T-Mobile-Verhältnisse starke Mannschaft, im internationalen Vergleich ist sie bestenfalls als solide einzustufen. Als Beispiel das Mittelfeld. Vonlanthen? Junger Mann mit Anlagen. Carboni? Limitierter Abräumer. Niko Kovac? Geeichter Profi, mit 36 über seinem Zenit. Leitgeb? Vielleicht ein Versprechen. Die Lage in anderen Bereichen ist ähnlich.

Mit Europa- oder gar Weltklasse hat das nichts zu tun. Trapattonis Auffassung von Fußball ist bekannt, man kann sie mögen oder nicht. Seine Spielanlage gegen das fußballerisch mindestens eine Etage höher anzusiedelnde Schachtjor entsprach schlicht und einfach den Realitäten. Das Kontern wird er nicht verboten haben, allein sein Team war dazu nicht in der Lage.

Tatsächliche Top-Kicker zu einem Wechsel in Österreichs Liga zu überzeugen ist Schwerstarbeit, auch relativ viel Geld reicht da meist nicht aus - wie die lange und vergebliche Suche der Salzburger nach einem Stürmer zeigt. Nebenbei: Budgets deutscher Zweitligisten sind höher als jenes von Red Bull.

Eine Qualifikation für die Champions-League kann man sich von der real existierenden Truppe vielleicht wünschen, sie zu fordern ist vermessen. Viele tun nicht einmal Ersteres und lehnen das Mateschitz-Projekt grundsätzlich ab. Ganz schlecht sind ihre Argumente nicht. (Michael Robausch, derStandard at. 30.8. 2007)