Genf/Singapur - Im Irak sind mehr als vier Millionen Menschen aufgrund der gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Schiiten und Sunniten auf der Flucht. Dies sei die größte Flüchtlingsbewegung im Nahen Osten, seitdem die Gründung des israelischen Staates 1948 eine Massenflucht von Palästinensern ausgelöst hatte, erklärte das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) am Dienstag in Genf. Monatlich seien mehr als 60.000 Menschen im Irak geflohen, sagte UNHCR-Sprecherin Jennifer Pagonis.

Mehr als zwei Millionen Iraker seien innerhalb des Landes auf der Flucht, die Hälfte davon seit dem Anschlag auf das den Schiiten heiligen Mausoleum der Al-Askari-Moschee im nordirakischen Samarra im Februar 2006. Dieser wird als Auslöser für die neueste Welle der religiös motivierten Auseinandersetzungen gesehen. Viele Flüchtlinge könnten in den behelfsmäßigen Lagern kaum überleben, die aus Sicherheitsgründen nicht für Helfer zugänglich seien, sagte Pagonis. Mehr als 1,4 Millionen Menschen flohen nach UN-Angaben ins benachbarte Syrien, zwischen 500.000 und 750.000 nach Jordanien.

"Vergessene Menschen"

Das christliche Hilfswerk World Vision nannte die dortigen Flüchtlinge "vergessene Menschen". Die internationalen Hilfsorganisationen seien "die einzige Hoffnung" für die Flüchtlinge, sagte World-Vision-Präsident Dean Hirsch der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag in Singapur. Er beschuldigte die US-Regierung und die Europäische Union, nichts für die Betroffenen zu tun.

Die Zuständige für Flüchtlingsfragen im US-Außenamt, Ellen Sauerbrey, kündigte unterdessen in der jordanischen Hauptstadt Amman an, dass die USA eine gemeinsame Initiative des UNHCR und des UN-Kinderhilfswerks UNICEF mit 30 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) unterstützen wollten. Damit soll die Schulbildung der Flüchtlingskinder finanziert werden. (APA)