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Die "bunten Menschen" auf dem Grazer Hauptplatz haben mit der Punk-Ideologie wenig am Hut.

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Graz - Der Hauptplatz als Brennpunkt des Stadtlebens wäre nichts Ungewöhnliches, würde es in der steirischen Landeshauptstadt Graz nicht eine seit Jahren geführte Diskussion um die Menschen geben, die sich dort aufhalten: Punks und andere Bunte.

Die Gruppe wird in der Wahrnehmung verschiedener Interessensgruppen laut einer Studie der Uni Graz aus dem Jahr 2005 als Sozialschmarotzer und geschäftsschädigend gesehen, weswegen sich die Stadtpolitik berufen fühlte, etwas dagegen zu unternehmen - allen voran Bürgermeister Siegfried Nagl. Der ÖVP-Politiker ließ 2004 Kirschlorbeerbäumchen rund um den Erzherzog-Johann-Brunnen am Hauptplatz aufstellen, die erst weggetragen wurden, nachdem das viel kritisierte Landessicherheitsgesetz verabschiedet worden war. Das erlaubte der Exekutive, Menschen, die den "Anstand verletzen" wegzuweisen.

Zu diesen Anstandverletzern gehören jene, die Leute "an öffentlichen Orten in nicht zumutbarer Weise belästigen" oder "Personen, die Einrichtungen, wie insbesondere Denkmäler und Brunnen, in anstößiger Weise nützen". Dazu gehört, auf den Stufen des Denkmals zu sitzen und Alkohol zu konsumieren. In Form des Alkoholverbotes, das der Stadtsenat vergangene Woche beschlossen hat, ist ab Oktober auch damit Schluss.

Weg von der "Problemgruppe"

Damit hat sich die Stadt auch von der ursprünglichen "Problemgruppe" wegbewegt. Einerseits, weil sich auch diese wegbewegt hat: Die Punks, die laut Sozialarbeiter Johannes Eder mit der Punk-Ideologie wenig am Hut haben und sich selber als "bunte Menschen" bezeichnet wissen wollen, sind 2005 in ihr eigenes Haus in der Kärntnerstraße 1 gezogen. Sozialstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl (SPÖ) hat eine Verlängerung bis Frühjahr 2008 erwirkt - der Vertrag wäre heuer ausgelaufen. Andererseits halten sich am Hauptplatz vermehrt ältere Menschen auf, die Probleme mit Alkohol und Drogen haben.

Zum Punks-Betreuungsprogramm gehört auch geringfügige Beschäftigung, etwa durch den Verein "Erfa - Erfahrung für alle", der zB. Reinigungsaufträge vermittelt. Im Haus und im Stadtpark sind die ungefähr 30 Bunten anzutreffen, einige würden auch nach wie vor den Hauptplatz frequntieren. "Sie brauchen öffentlichen Raum, das ist ihr Zuhause", sagt Grünen-Gemeinderätin Christina Jahn. Das Alkoholverbot bezeichnet sie in Anbetracht dessen, dass in Gastgärten rundherum Alkohol erlaubt ist, als "scheinheilig". Damit ist sie mit der KPÖ einer Meinung. (Marijana Miljkovic/DER STANDARD – Printausgabe, 28.8.2007)