Rupert-Heinrich Staller will im Laufe der Woche Details bekannt geben.

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Wien – Der gebürtige Tiroler Rupert-Heinrich Staller (39), Berater von Julius Meinl und seit der Vorwoche die Nummer eins bei Meinl European Land (MEL), ist nach dem unangekündigten Aktienrückkauf um fast 1,1 Mrd. Euro und dem massiven Kursverfall der Aktie derzeit um Schadensbegrenzung bemüht: "Am Kapitalmarkt baut man sich mühevoll einen guten Ruf auf, der kann aber in kurzer Zeit wieder ruiniert sein", gibt er selbstkritisch zu. Die Finanzmarktaufsicht ist am Montag in Sachen MEL bereits tätig geworden. Geprüft wird die Einhaltung von Publizitätsvorschriften, der sogenannten Adhoc-Pflicht, und um Kursauffälligkeiten.

Staller kündigte im Gespräch mit dem STANDARD an, noch in dieser Woche klar und deutlich zu sagen wie es bei der MEL weitergeht. Und er verspricht "den Beginn einer Zeitwende, hin zu mehr Transparenz und Corporate Culture". Es gelte das Anlegervertrauen wieder aufzubauen. Das wird einigermaßen schwer sein, zumal Experten das Geschäftsmodell der MEL anzweifeln. "Eine Kapitalerhöhung dazu zu verwenden, um eigene Aktien zurückzukaufen, noch dazu zu einem höheren als dem Marktkurs, ist eine Pervertierung des Aktienrechts", wird bekrittelt. Diese Aktion schade dem gesamten heimischen Kapitalmarkt.

In aller Regel wird ein Aktienrückkauf gestartet, wenn man hohe Cash-Gewinne aus dem operativen Geschäft hat. Damit die Aktionäre davon profitieren können, kommt es meistens zu einer Mischform: eine höhere Dividende und ein Aktienrückkauf. MEL habe das Geld aber nicht verdient, sondern de facto fast die gesamte Kapitalerhöhung (die eigentlich zum Kauf von Immobilien bzw. Developments gedacht war) für den Rückkauf eigener Aktien verwendet. Dadurch seien die Mittel der Kapitalerhöhung nicht zweckgewidmet eingesetzt worden, heißt es.

Unüblich ist auch der kolportierte Rückkauf von fast 20 Prozent eigener Aktien, was nach Jersey-Recht (dem steuerschonenden Sitz der MEL) zulässig sein soll, jedoch im EU-Rechtsraum maximal zehn Prozent betragen darf. Nun verlangen Experten, dass die Möglichkeit nach Jersey-Recht einen 20-prozentigen Rückkauf zu starten, gerade bei einer Aktie, die so stark Kleinanlegern angeboten wurde, deutlicher in der Werbung klargestellt wird. Nicht zuletzt, da sehr viele Anleger gerade deshalb die Aktie kauften, weil sie im Prime Segment der Wiener Börse notiert. In Zukunft sollte eine solche Notierung auch den EU-Standards entsprechen, wird betont. Es wäre auch die Aufgabe der FMA bei der Emission darauf hinzuweisen, dass es sich um ein "anderes Papier" handelt, dass da auf den Markt kommt. Das sollte auch für den Kleinanleger verständlich kommuniziert werden. Dazu kommt, dass das Management (Francis Lustig und Johann Mantler verließen die MEL) über eine Managementgesellschaft entlohnt wurde, also nicht direkt bei der Gesellschaft angestellt war.

Staller deutet mögliche Änderungen an: "Wir wollen uns die Vorteile der Jersey-Konstruktion nicht kaputtmachen lassen, aber wir denken auch nüchtern über Alternativen nach." (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.08.2007)