Bild nicht mehr verfügbar.

Las Vegas zieht Unmengen von Touristen und Spielern an. Doch hinter den Kulissen von Glamour, Glanz und Glitzerwelt sieht es teuer und traurig aus. Denn die großen Wohnprojekte bedienen ausschließlich die Reichen. Die Bevölkerung bleibt auf der Strecke - Von Gerhard Rodler aus Las Vegas

***

Foto: AP/ Jae C. Hong

Bild nicht mehr verfügbar.

Las Vegas ist extrem teuer

Fast nahtlos geht die schwarze Nacht in einen schmutziggrauen Morgen über, kurz bevor die Sonne spektakulär als blutroter Ball über der Wüste aufgeht. Jetzt ist wahrscheinlich der einzige Augenblick des Tages, an dem die bunte Glitzerwelt der Spielerstadt Las Vegas von der Natur eindrucksvoll überboten wird. Bill Chuarzo hat dafür freilich kein Auge.

Denn der Croupier, der in einem der großen Kasinos am Las Vegas Strip arbeitet, macht sich nach einem üblichen 14,5-Stunden-Arbeitstag auf den Heimweg. Bill hat hier in der Welthauptstadt des Glücksspiels nämlich gleich zwei Jobs. Anders ginge es kaum. So billig Hotels und Restaurants hier auch sind, Leben und Wohnen in Las Vegas ist extrem teuer.

Foto: AP/ Jae C. Hong

Wohnungen und Einfamilienhäuser sind knapp

Im "Sündenpfuhl" der USA sind Wohnungen und Einfamilienhäuser ständig knapp - und damit teuer. Seit Längerem schon wächst die Zahl der Einwohner jährlich um zehn bis 15 Prozent. Da kommt der Wohnbau einfach nicht mit. Und schon gar nicht die Stadtverwaltung mit der dafür nötigen Infrastruktur.

Schön langsam wird das Wasser in der Wüstenstadt knapp, zusätzliche Leitungen müssten gebaut werden. Auch über den drohenden Engpass an Elektrizität wird schon seit Jahren diskutiert. Bisher vergeblich.

Foto/ STANDARD/ Gerhard Rodler

Bild nicht mehr verfügbar.

Typische Las Vegas-Baracken

Bill wohnt mit seinen beiden Kindern und der aus Südamerika zugewanderten Gattin in einer für Las Vegas typischen Baracke. Ein einfaches Holzhaus mit hellhörigen Innenwänden, aber immerhin mit Klimaanlage. Weil in den USA ausschließlich Angebot und Nachfrage den Preis diktieren, zahlt Bill für seine spärliche Drei-Zimmer-Wohnung 800 Dollar pro Monat.

Noch liegt die Baracke von Bill an der Stadtgrenze von Las Vegas, aber neue Barackenbauten rundherum werden bereits gebaut. "In drei, spätestens fünf Jahren wird die wachsende Stadt den steilen Berg erreicht haben", sagt die Maklerin Allen Brunch, "und dann ist es aus mit dem Flächenwachstum der Spielermetropole."

Foto: REUTERS/Steve Marcus

Kräftige Veränderungen

Das ist die eine Seite von Las Vegas, jene hinter den bunten Kulissen. Aber auch am Strip selbst sind derzeit kräftige Veränderungen angesagt. Die Zeit der großen Themenkasinos wie "New York, New York" oder "Venedig" ist längst vorbei.

Heute regieren Entertainment-Konzerne wie MGM oder Paramount die Stadt. Immer mehr der großen Kasino-Hotels am Strip werden abgerissen, um riesigen Luxusapartment-Hochhäusern Platz zu machen.

Foto/ STANDARD/ Gerhard Rodler

7000 Luxusapartements in Bau

Billig wohnt man hier nicht: Ein Drei-Zimmer-Apartment am Strip, ähnlich groß wie das von Bill, aber in unvergleichbar besserer baulicher Qualität, gibt es ab 700.000 Dollar. Für ein 300 Quadratmeter großes Penthouse wird man aber schon 1,5 bis zwei Millionen Dollar berappen müssen.

Foto/ STANDARD/ Gerhard Rodler

Bild nicht mehr verfügbar.

Insgesamt sind derzeit rund 7000 Luxusapartements dieser Sorte in Bau - und zwar rund um die Uhr und sieben Tage die Woche. Rund doppelt so viele befinden sich im Stadium der Projektentwicklung.

Foto: AP/ Laura Rauch

Auf die Ökologie setzen

Das derzeitige Leitprojekt der Stadt ist die so genannte Las Vegas City am Ende des Strip. Das Projekt ist auch deshalb bemerkenswert, weil es einen Paradigmenwechsel in der Immobilienszene von Las Vegas dokumentiert: Das neue Leitmotiv heißt "Nachhaltigkeit und Ökologie".

Für ein Land wie die USA, vor allem aber für eine Stadt, in der sich jede Investitionen binnen drei bis fünf Jahren über die Kasino-Einnahmen hereingespielt haben muss, ist das bemerkenswert.

Foto/ STANDARD/ Gerhard Rodler

Bild nicht mehr verfügbar.

City von Norman Foster

Geplant wird die neue City von Norman Foster, und zwar nach einem Masterplan des New Yorker Architekturbüros Ehrenkrantz, Eckstut and Kuhn (EEK). "48.000 Tonnen an Treibhausgasen werden durch Energieeffizienz bei uns jährlich eingespart", bewirbt der Entwickler, die MGM-Mirage-Gruppe, die hier in Las Vegas zehn gut gehende Kasino-Hotels betreibt, das ungewöhnliche Projekt.

Und noch ein Aspekt könnte dieses Projekt zu einem Trendsetter in der Spielerstadt machen: Alle bisherigen Themenresorts in Las Vegas haben mit viel Kitsch, Kopie und Künstlichkeit getrumpft. Erstmals hat man hier den architektonischen Anspruch, etwas Eigenständiges zu schaffen.

Foto: REUTERS/Adam Tanner

Bild nicht mehr verfügbar.

City von Norman Foster

Der Komplex umfasst 2700 luxuriöse Apartments, ein großes Einkaufscenter und ein Kasino-Hotel mit 4000 Gästezimmern. Aber auch andere Architekten mischen mit, darunter fallen Namen wie Daniel Libeskind und Helmut Jahn. Bis 2009 wird das Projekt fertig sein. Für Bill spielt das aber keine Rolle. (Gerhard Rodler aus Las Vegas/ DER STANDARD Printausgabe 25726.8.2007)

Foto: AP/ Jae C. Hong