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Ein IAAF-Experte bereitet einen Urin-Test vor. Zu spät?

Foto: Reuters
Osaka - Es sind wieder einmal die Deutschen, die sich zu diesem Thema kein Blatt vor den Mund nehmen. Heftige Kritik von Cheftrainern und Funktionären am LA-Weltverband IAAF und der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA wegen unzureichender und nicht zielführender Dopingtests sorgte in Osaka vor dem WM-Beginn am Samstag für Aufsehen. Der deutsche Cheftrainer Jürgen Mallow nannte die Tests durch WADA und IAAF "nicht intelligent" und mutmaßte, man wolle nach den Radsport-Skandalen nun "keine Tour de France in der Leichtathletik erleben".

Mallow stimmte dem Doping-Experten Werner Franke zu, der gesagt hatte, Osaka werde "die schmutzigste WM seit Beginn der 90er" erleben. Auch der deutsche Verbandspräsident Clemens Prokop glaubt, in Osaka würden "nur die Dümmsten" erwischt, weil man "Kontrollen mit Ansage" vornehme. Werde im Finale des 100-m-Laufs (Sonntag), neben dem Marathon und dem Damen-Siebenkampf der erste WM-Höhepunkt, ein Weltrekord erzielt, so wäre Prokop "nicht wohl. Denn ich habe gerade hier meine Zweifel." Mallow wirft der WADA unter anderem vor, ein gedopter Athlet werde zu schnell informiert. Besser wäre es, zunächst auch bei anderen Athleten des betroffenen Trainers und Managers blitzschnell "Zielkontrollen" durchzuführen.

2007 meldet die IAAF schon mehr als 60 Dopingfälle. Franke sagt: "Wenn man nicht sechs bis zwei Wochen vor den Wettkämpfen kontrolliert, braucht man vor Ort nicht mehr zu testen. Heute werden Mittel genommen, die schon nach zwei Tagen nicht mehr nachweisbar sind." EPO beispielsweise sei mittlerweile auch im Training von Sprintern und Springern weit verbreitet. Viele Top-Leute würden vor dem Wettkampf ein "Überbrückungsdoping" mit niedrigen EPO-Dosen betreiben. Zudem würde eifrig mit dem männlichen Sexualhormon Testosteron gearbeitet. "Das läuft über Pflaster und Salben, wobei die Mischung aus Testosteron und Epitestosteron stimmen muss, damit man unter den Grenzwerten bleibt."

Der IAAF-Chef Lamine Diack sagt über Franke: "Solche Wichtigtuer beachten wir nicht. Wir tun, was wir können, um die Betrüger zu erwischen." (sid, fri - DER STANDARD PRINTAUSGABE 25.8. 2007)