Gero Federkeil, Projektmanager bei CHE-Hochschulranking erhebt schwere Vorwürfe gegen Austrian Agency for Quality Assurance. "Wir mussten an die Grenze des Erträglichen gehen".

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Gero Federkeil, Projektmanager bei CHE-Hochschulranking, nimmt im Interview mit derStandard.at zu den Vorwürfen der Austrian Agency for Quality Assurance (AQA) Stellung. Laut Federkeil verhinderte die AQA die Veröffentlichung unliebsamer Ergebnisse aus dem CHE-Ranking. "Da waren wir sehr entgegenkommend und haben das dann rausgestrichen". Dies sei auch ein Grund, weshalb das CHE bereits im Mai die Kooperation mit der AQA beendet habe. "Dass wir die Kooperation aufgekündigt haben und nicht die AQA ist ein Fakt", stellt Federkeil richtig. Im Gespräch mit Katrin Burgstaller nimmt er zudem Stellung zu den methodischen Vorwürfen der AQA.

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derStandard.at: Sie haben mitgeteilt, dass CHE die Kooperation mit der AQA aufgekündigt hat ...

Federkeil: Dass wir die Kooperation aufgekündigt haben und nicht die AQA ist ein Fakt. Es gibt einen Brief, in dem wir der AQA mitteilen, dass wir die Kooperation mit ihr beenden. Das haben wir gleichzeitig auch der Rektorenkonferenz und dem Ministerium mitgeteilt. Das war schon im Mai. Einzelne Fachbereiche Österreichischer Universitäten werden sich weiterhin am CHE-Hochschulranking beteiligen.

derStandard.at: Warum haben Sie die Kooperation aufgekündigt?

Federkeil: Einerseits haben wir grundsätzlich unsere Strategie zur weiteren Internationalisierung des CHE-Rankings verändert. Andererseits gab es sehr große Probleme in der Kooperation mit der AQA. Das Verständnis für bestimmte Grundregeln des Rankings war etwas unterentwickelt. Nach unserem Verständnis sollte man man im Vorhinein entscheiden, ob man dabei sein will oder nicht. Und nicht erst dann, wenn man die Ergebnisse des Rankings kennt.

derStandard.at: Was meinen Sie damit konkret?

Federkeil: Die AQA hat den Hochschulen vor Veröffentlichung die Ergebnisse noch einmal vorgelegt. Für einzelne Indikatoren hat man sich dann auch entgegen dem Votum unseres Fachbeirates gegen die Veröffentlichung ausgesprochen. Das geht nach unserem Verständnis nicht. Wenn man sich dafür entscheidet, bei einem Ranking dabei zu sein, muss man die Ergebnisse dann so hinnehmen wie sie sind.

derStandard.at: Welche Ergebnisse wollte man konkret nicht veröffentlichen?

Federkeil: Einen Tag bevor wir die Daten an unseren Medienpartner "Die Zeit" weitergeben mussten, hat uns die AQA mitgeteilt, dass beispielsweise die Indikatoren zur Reputation, die aus der Befragung der Professoren stammen, nicht veröffentlicht werden sollten. Dies, obwohl wir gerade hier durch ein aufwändiges Gewichtungsverfahren sichergestellt hatten, dass die österreichischen Universitäten nicht benachteiligt sind. In einzelnen Fächern ging es auch um die Ergebnisse zur Publikationsanalyse.

Auch die Stichprobengrößte wurde in Hinblick auf die Studierendenurteile kritisiert. Die Vergleichbarkeit der österreichischen Hochschulen wurde so aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen sehr stark eingeschränkt. Bei den Indikatoren, die dann in der Druckfassung erschienen sind, waren für Österreich sehr viele graue Punkte dabei. Dadurch machte der Vergleich keinen Sinn mehr.

derStandard.at: Haben Sie die betreffenden Ergebnisse dann auf Wunsch der AQA nicht veröffentlicht?

Federkeil: Ja, da waren wir sehr entgegenkommend und haben das dann rausgestrichen. Wir sind dabei an die Grenze des Erträglichen gegangen.

derStandard.at: Was sagen Sie zum Vorwurf, dass die Stichprobenanzahl zu gering ist?

Federkeil: Das ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar. Wir wissen aus langjähriger Erfahrung, dass die Ergebnisse der Studierendenbefragung sehr robust und belastungsfähig sind. Wir hatten auch in Deutschland einzelne Fachbereiche, die die Anzahl der Befragten als zu gering erachtet hatten. Diese haben mit unserem Fragebogen eine weitere Erhebung unter den Studierenden gemacht und sind schließlich zum gleichen Ergebnis gekommen.

Das Verfahren der Ranggruppenzuordnung berücksichtigt die Fallzahl. Es wird vermieden, dass Hochschulen mit einer sehr kleinen Fallzahl in einer der Extremgruppen gelangen.

derStandard.at: Was sagen Sie dazu, dass im CHE-Ranking die Überfüllung der österreichischen Unis nicht mitberücksichtigt wurde?

Federkeil: Die daraus resultierenden Bewertungen sind aus unserer Sicht ein relevantes Ergebnis des Rankings, das für die Nutzer wichtig ist. Es mag für Österreich betrüblich sein, dass die Bewertung in vielen Punkten deshalb so schlecht ist. Aber das ist nun einmal ein Resultat und kein methodisches Problem.

derStandard.at: Ist es zu teuer, sich "ranken" zu lassen? Könnte es sein, dass sich die AQA das CHE-Hochschulranking nicht mehr leisten konnte?

Federkeil: Das glaube ich nicht, da die Kosten für das Ranking vom Ministerium getragen wurden. Die AQA hatte dadurch ja auch zusätzliche Stellen bekommen. (Katrin Burgstaller/derStandard.at, 23. August 2007)