Wien - Der Wiener ÖVP ist das "Rowdytum" von Radfahrern in der Bundeshauptstadt ein Dorn im Auge. Abhilfe sollen Benimmregeln, aber auch Gesetzesverschärfungen und strengere Kontrollen schaffen, erklärte am Montag Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl in einer Pressekonferenz am Ring-Radweg. Es gehe um die Sicherheit, beteuerte er, Radfahrer provozieren wolle er damit keineswegs.

"Für viele Verkehrsteilnehmer wird es immer schwieriger, sich neben Radfahrern auch noch fortzubewegen", so Gerstl, der nach eigenen Angaben selbst mit Begeisterung in die Pedale tritt: "Es gibt eine Minderheit, die nicht verstehen will, dass sie nicht allein auf der Straße ist." Für diese müsse es nun "Schluss mit lustig" sein. Kontrollen sollte eine Stadtwache übernehmen, eine langjährige ÖVP-Forderung.

Forderungspaket

Gerstl präsentierte ein Forderungspaket an Verschärfungen: Neben einer Helm- und Ausbildungspflicht für unter 14-Jährige will die Wiener ÖVP auch eine Kennzeichenpflicht prüfen lassen, um flüchtige Unfallbeteiligte ausforschen zu können. Radler sollen Ampelkreuzungen nur mehr mit höchstens zehn Stundenkilometern überqueren dürfen, und das Alko-Limit sollte von 0,8 auf 0,5 Promille gesenkt werden.

Laut Gerstls zehn Benimmregeln sollten Radfahrer ihr Gerät nur voll ausgerüstet in Betrieb nehmen, Richtungswechsel per Handzeichen anzeigen, das Rad nicht auf engen Gehsteigen abstellen und während der Fahrt weder telefonieren noch rauchen, essen oder trinken. Wichtig ist ihm auch das langsame und bremsbereite Fahren an Kreuzungen, weswegen er vor dem Burgtheater mittels Lackspray und Schablone den Schriftzug "Gib acht!" auf den Radweg sprühte.

Wenig beeindruckt zeigte sich Gerstl von Aktivisten der IG-Fahrrad, die sich zur Pressekonferenz dazugesellt hatten. Diese verteilten Flugzetteln, in denen unter anderem gegen Polizeikontrollen bei der monatlichen Radlerdemo von "Critical Mass" protestiert wurde. (Schluss) ham/mac

Grüne gegen, FPÖ für Verschärfungen

Als klimaschutzfeindlich und überzogen bezeichnete indessen der Umweltsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch, in einer Aussendung die ÖVP-Forderungen. Herbert Madejski von der Wiener FPÖ verwies dagegen auf eigene langjährige Forderungen, darunter die Kennzeichenpflicht für Radfahrer.

"Die ÖVP Wien entlarvt sich mit ihrer kurzsichtigen Anti-RadfahrerInnen-Kampagne einmal mehr als Klimaschutzverhinderer", so Maresch: "Die Grünen Wien fordern eine Offensive für die Attraktivierung und Verbesserung der Sicherheit des Fuß - und Radwegenetzes." An allen Unfällen in Wien seien nur zu sechs Prozent Radler beteiligt, davon nur ein Bruchteil schuldhaft. (APA)