Reality-TV kehrt zurück: "Pfahlbauer von Pfyn"

Zürich/Wien - Ein ungewöhnlicher Beitrag zu televisionärer Entschleunigung kommt dieser Tage vom Schweizer Fernsehen: In der Nähe von Pfyn, einer kleinen Gemeinde im Kanton Thurgau hausen zehn Kandidaten in Strohhütten und spielen das Leben von Steinzeitmenschen nach.

Foto: DRS

Fische im Netz

Ähnliches probierte bereits die deutsche ARD, allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Schweizer hingegen lieben ihre Pfahlbauer: Jeder zweite Zuschauer verfolgt die Sendung. Rund 480.000 schauen zu, bis zu 10.000 User klicken täglich auf die Webkamera unter sf.tv/sf1/pfahlbauervonpfyn.

Foto: DRS

Täglich um 19.05 Uhr

erhalten Zuschauer eine Kurzfassung vom Tagesablauf der "Pfahlbauer von Pfyn": Feuer machen, Fische fangen, Tiere versorgen. Im Internet ist das rund um die Uhr zu sehen. Kurios: Sind die Pfahlbauer gerade nicht daheim, sieht man mitunter stundenlang nur die verlassenen Hütten und Gräser im Wind wehen.

Foto: DRS

Fernsehen mit "echten Menschen"

erlebt gegenwärtig eine Renaissance. Bis vor kurzem gab es einen Fiction-Boom, ausgelöst durch US-Hochglanzserien wie "C.S.I." oder "Desperate Housewifes". Der Versuch, mit eigenen Versionen den deutschsprachigen TV-Markt zu beleben, scheiterte. Serien wie "Post Mortem" oder "R.S.I." floppten.

Auf der Suche nach

kostengünstig zu produzierender Massenkost kehren die Sender wieder zu Reality zurück. Seit Dienstag mühen sich etwa in "Survivor" Schiffbrüchige auf Pro Sieben mit respektabler Quote ab. RTL kündigte, wie berichtet, eine dritte Ausgabe der Ekel-Show "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" an. Die Pfahlbauer bleiben davon unbeeindruckt: In der Schweiz sind sie bereits berühmt. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 20.8.2007)

Foto: ProSieben