Stanislaus Skolnicek übt seinen Kellnerjob „mit Leidenschaft“ aus.

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Wien – "Ich liebe es, die Gäste zufrieden zu stellen“, sagt Stanislaus Skolnicek. Der glückliche Blick, wenn Leute den Kaffee so bekommen, wie er ihnen am besten schmeckt, ist mit ein Grund, warum er den Job „mit Leidenschaft“ ausübt. Seit vier Jahren steht der 24-jährige Student der _Internationalen Entwicklung mehrmals pro Woche hinter der Bar der Kantine im Museumsquartier. Was als Nebenjob zur Finanzierung des Studiums begann, ist mittlerweile zu einem Hobby mit Zukunftsaussichten geworden. „Vielleicht mache ich irgendwann meine eigene Bar auf“, sagt der gebürtige Slowake. Der Studienabschluss habe dennoch oberste Priorität und sei durch die flexiblen Dienstzeiten, die er selbst bestimmt, nicht gefährdet. Mitunter leide aber sein Privatleben: „Es ist oft so, dass ich Sachen, die für andere Studenten normal sind, nicht machen kann, weil ich gleich nach der Vorlesung in die Kantine muss.“ Dennoch empfindet er seinen Job als gesunden Ausgleich: „Man sollte nicht nur studieren. Es ist sehr angenehm, bei der Arbeit auf andere Gedanken zu kommen.“ Er sehe die Arbeit als eine Vorbereitung auf die Zukunft und auf das „richtige“ Leben, an dem der Job oft näher dran sei als das Studium.

„Was ich hier lerne, ist, mit Menschen umzugehen.“ Auf der einen Seite betreffe das die Gäste, auf der anderen die Kollegen, von denen Skolnicek ungefähr 50 hat. Interessant ist, dass diese aus rund 20 verschiedenen Ländern kommen: „Wir haben Leute aus Schweden, Kolumbien, Guatemala, Mauritius, Vietnam, Madagaskar, Gambia, Tunesien, Deutschland und der Türkei.“ Als Student der Internationalen Entwicklung sei es besonders spannend, mit diesen Leuten reden zu können, denn: „Es ist zwar interessant, wenn du an der Uni von den Problemen in Lateinamerika hörst, aber es ist etwas anderes, wenn dir jemand aus Kolumbien oder Guatemala davon erzählt.“

Lernen ist nicht alles

Skolnicek finanziert mit der Kellnerei sein Studium;_Studienbeihilfe erhält er keine. Warum so viele neben ihrem Studium arbeiten, das _sei ganz einfach: „Als junger Mensch hat man auch andere Bedürfnisse. Es geht nicht nur um die Miete und die Studiengebühren. Man will reisen, dies und das kaufen, sich ein Nachtleben leisten. Wer die Möglichkeit hat, dafür Geld zu verdienen, der macht das.“ (Julia Wurm aus der UniStandard-Redaktion, DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2007)