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Nicht alle haben den Glauben verloren.

Foto: APA/dpa/Breloer

Saarbrücken - 182 Fahrer aus 23 Teams sind am Freitag im verregneten Saarbrücken zur neuntägigen Deutschland-Tour gestartet. Der Sieg ging nach 183,7 Kilometern im Massensprint an den Deutschen Robert Förster (Gerolsteiner) vor Danilo Napolitano (ITA) und Erik Zabel.

Riebenbauer Siebenter

Als bester Österreicher platzierte sich Team Volksbank-Profi Werner Riebenbauer als Siebenter mitten im Spitzenfeld. "Ich bin recht früh angetreten, der Sprint wurde mir gegen Ende zu lang. Aber ich bin zufrieden", meinte der 33-jährige Wiener. "Ein einstelliges Resultat haben wir im Vorjahr nie geschafft, diesmal gleich am ersten Tag."

Bester ÖRV-Profi in der Gesamtwertung ist mit Philipp Ludescher als Sechster ebenfalls ein Volksbank-Fahrer. Der 20-Jährige fuhr mehr als 100 km in einer dreiköpfigen Spitzengruppe, gewann eine Sprintwertung und belegte auf zwei Bergwertungen der dritten Kategorie den dritten Rang. Erst 60 km vor dem Ziel riss der Vorarlberger ab.

Elk Haus am Start

Auch das umstrittene österreichische Zweitliga-Team Elk Haus Simplon, das seinen Start per Einstweiliger Verfügung eingeklagt hatte, war mit von der Partie. Die 1999 wieder belebte Deutschland-Tour führt über insgesamt 1.292,3 Kilometer und über österreichische Alpenpässe in Sölden und Kufstein bis nach Hannover, wo am 18. August der Zieleinlauf ist.

Am Start stand auch der Vorjahressieger Jens Voigt vom CSC-Team und überraschend der eigentlich nicht vorgesehene Vorjahres-Zweite und Tour de France-Dritte Levi Leipheimer (USA). Längst bietet der Anti-Doping-Kampf im Radsport auch Krimi-Elemente. Die Deutschland-Tour fuhr diesbezüglich in eine neue Dimension. ´

Weiter Wirbel um Elk-Team

Die Veranstalter hatten Elk zunächst eingeladen, weil Sölden in Tirol ein wichtiger Sponsor der um finanzielle Unterstützung kämpfenden Rundfahrt ist. Kurz vor Beginn war das Team aber wieder ausgeladen worden, dagegen hatte sich die Mannschaft mit einer Einstweiligen Verfügung gewehrt. Jetzt will man Elk Haus aber so schnell wie möglich wieder loswerden. "Wir haben unsererseits gegen die Gerichtsentscheidung Einspruch eingelegt", sagte am Freitag Tour-Direktor Kai Rapp. Das Hamburger Landgericht setzte die Verhandlung für den kommenden Mittwoch und damit erst nach der Österreich-Etappe an.

Elk-Haus-Teamchef Harald Wisiak, dessen Fahrer den Termin zur Unterschrift unter die geforderte Anti-Doping-Selbstverpflichtung aller Starter verpasst hatten und deshalb inzwischen unerwünscht sind, versteht die Organisatoren nicht: "Wir hätten auch hier die Erklärung unterschreiben können und außerdem sieht eine UCI-Regel vor, einen Ausschluss 30 Tage vor Rennbeginn mitzuteilen. Das ist nicht geschehen."

Bis nach Österreich?

Durch die Terminierung der Hamburger Verhandlung auf Mittwoch dürfte sich die Hoffnung von Wisiak erfüllen, mit seinem umstrittenen Team wenigstens noch bis Österreich zu kommen, wo die Tour am Dienstag zum ersten Mal Station in Sölden macht. Elk Haus-Star Pfannberger hatte erst im vergangenen Jahr eine zweijährige Doping-Sperre (Testosteron) abgesessen.

Unter Einfluss der gerade beendeten Tour de France und auf Forderung der übertragenden ARD hatte die mit einem Fünf-Millionen-Euro-Etat operierende Deutschland-Tour ein strenges Anti-Doping-Programm ohne Gleichen aufgelegt. Doch die im Vorfeld eingesetzten "Profiler" versagten zumindest in einem Fall: Der italienische Profi Ricardo Ricco vom Team Saunier Duval, der beim Giro d'Italia mit auffälligen Testosteronwerten aufgefallen war, darf fahren. Auch sein Team-Kollege Leonardo Piepoli stand auf der Starterliste, wurde aber im letzten Augenblick gestrichen - gegen den Italiener ermittelt die Radsport-Verband seines Landes.

David Millar, der sich nach seiner abgesessenen Sperre im Vorjahr wegen EPO-Dopings zum engagierten Anti-Doping-Aktivisten gewandelt zu haben scheint, verlässt Saunier Duval zum Saisonende aus Protest gegen den angeblich nicht ernst genug genommen Kampf gegen Manipulationen.

30 Blut-Kontrollen

Der Druck der Veranstalter auf betrugsbereite Profis und deren Umfeld wurde weiter erhöht. Bereits im Vorfeld der Deutschland-Tour, die nach der Chaos-Fahrt durch Frankreich am seidenen Faden hing,waren am Mittwoch und Donnerstag 30 Blut-Kontrollen vorgenommen worden. Bei der Hälfte der Teams - das Los entscheidet - sollen Blut- Screenings über eventuelle Unregelmäßigkeiten bei den Fahrern Aufschluss geben.

Außerdem wird ein neuartiger Test auf das männliche Hormon Testosteron angewendet und die Zahl der Urin-Kontrollen nach jeder Etappe von vier auf sechs erhöht. Testosteron ist seit langem ein "Renner" unter Dopern. Zuletzt wurde darauf der Deutsche Patrik Sinkewitz von T-Mobile positiv getestet, im direkten Anschluss an die Tour de France 2006 auch deren formaler Sieger Floyd Landis.

Die "Chaperon"-Methode soll dafür sorgen, dass die zur Doping-Kontrolle ausgelosten Fahrer nach der Zieldurchfahrt bis zum Test in einem Wohnmobil im Zielbereich ständig begleitet werden, um Manipulationen auszuschließen. Bei diesem System hatte es bei der Tour de France erhebliche Lücken gegeben. 12 Begleiter sind im Einsatz, eine vierköpfiges "Steuerungsgruppe" soll die Anti-Doping-Aktivitäten in den nächsten neun Tagen koordinieren. Dem Gremium stehen die neue Anti-Doping-Beauftragte des Weltverbandes UCI, Anne Gripper, und Verbandspräsident Rudolf Scharping - zur Zeit in Urlaub - vor. (APA)

Ergebnisse 1. Etappe (Saarbrücken - Saarbrücken, 183 km):

1. Robert Förster (GER) Gerolsteiner 4:24:16 Stunden - 2. Danilo Napolitano (ITA) Lampre - 3. Erik Zabel (GER) Milram - 4. Jose Joaquin Rojas (ESP) Caisse d'Epargne - 5. Steffen Radochla (GER) Team Wiesenhof - 6. Kenny van Hummel (NED) Shimano - 7. Werner Riebenbauer (AUT) Team Volksbank - 8. Aitor Galdos (ESP) Euskaltel. Weiter: 44. Bernhard Kohl (AUT) Gerolsteiner - 61. Harald Morscher (AUT) Volksbank - 62. Stefan Denifl (AUT) Elk-Haus - 99. Wolfgang Murer (AUT) Elk-Haus alle gleiche Zeit

Gesamtwertung, nach 1 von 9 Etappen: 1. Förster 4:24:06 Stunden - 2. Maarten den Bakker (NED) Shimano 2 Sekunden zurück - 3. Napolitano 4 - 4. Matej Muggerli (SLO) Liquigas 5 - 5. Zabel 6 - 6. Philipp Ludescher (AUT) Volksbank 7. Weiter: 12. Riebenbauer 10 - 49. Kohl gleiche Zeit