Foto: Universität Innsbruck
"Stolz sein mir natürlich", meint die Sekretärin am Gemeindeamt von Telfes im Stubaital, jenem Dorf mit 1369 Einwohnern, aus dem der künftige Rektor der Universität Innsbruck stammt.

Karlheinz Töchterle ist in Fulpmes aufgewachsen, wohin sein Vater als Schmied zugezogen war, und wo er als ältester von vier Söhnen 1949 zur Welt kam. Seit der Heirat mit Maria, seiner Freundin aus Volksschultagen, lebt er im angrenzenden Telfes, samt den beiden jetzt erwachsenen Kindern. Im Tal ist er stark verankert. Als Trompeter in Blasmusik, Kirchenorchester und einer Dixieband, als Autor eines Buches über das Tal und als grüner Gemeinderat.

Dazu kommen intensiv gelebte sportliche Interessen: Radfahren, Skifahren, Tourengehen, Fußball. Seit Jahrzehnten fährt er täglich mit dem Rad 20 Kilometer nach Innsbruck und retour, 500 Höhenmeter rauf und runter. Das verschaffe ihm eine Topkondition und sei "traumhaft zum Denken", sagt Töchterle.

Seinem Vorgänger Manfried Gantner streut der Neue Rosen: "Die Universität steht gut da", und er lobt Gantners Fähigkeiten, Geld zu organisieren. Dass dieser nicht zuletzt an seiner Kommunikationsschwäche gescheitert ist, umschreibt er nobel. Zugleich weiß er, dass ihn der Rat gewählt hat, weil er eine "integrative Kraft" ist und die "vielen Fragmente dieser Universität" zusammenführen kann.

Zwei Perioden lang war er Vorsitzender der geisteswissenschaftlichen Fakultät und hat in den letzten sieben Jahren das "Institut für Sprachen und Literaturen" geleitet, das er aus so ungleichen Partnern wie seiner klassischen Philologie, den vergleichenden Literaturwissenschaften und den Sprachwissenschaften zusammengeführt hat.

Sich selbst charakterisiert Töchterle als Teamspieler mit Führungsambitionen. Wo immer er hinkomme, sei er gleich der "Obergschaftler", sagt er, wobei Selbst- und Fremdbild in allen seinen Lebensfeldern gut übereinstimmen.

"Ein Mittelfeldspieler, der die Bälle verteilt", charakterisiert ihn Bruder Luis, mit dem ihn jahrzehntelanges ökologisches Engagement verbindet. 1994 wäre Töchterle aufgrund des überraschenden Wahlerfolges der Grünen im Tiroler Landtag gelandet, verzichtete aber auf das Mandat. Mit den Grünen verbindet ihn nach wie vor das Umweltthema.

Seinen Weg zum Latinisten, der am Franziskanergymnasium Hall begann und in der Habilitation 1986 gipfelte, zeichnet er als logisch nach. Über Latein schwärmt er als "zweckfreies Bildungsfach". Unter seiner Führung sollen die Geisteswissenschaften eine Aufwertung erfahren - eine "Retourkutsche soll es aber nicht werden". Töchterles bescheiden klingendes Ziel als Rektor: "Bessere Arbeitsbedingungen für alle, die an der Uni Innsbruck forschen, lehren und studieren." (Hannes Schlosser/DER STANDARD Printausgabe, 9. August 2007)