Peking - Mit einem großen Feuerwerk und einer glitzernden Jubelfeier hat am Mittwoch auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking der Countdown ein Jahr vor den Olympischen Spielen begonnen. "Die Welt blickt mit großen Erwartungen nach China und auf Peking", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, bei der Zeremonie. 10.000 Gäste und ausgewählte Zuschauer begrüßten am Abend den Start für das kommende Jahr bis zur Eröffnungsfeier am 8. August 2008, da die Zahl "8" den Chinesen Glück und Reichtum verheißt.

Die Feiern auf dem Tian'anmen-Platz, der 1989 im Mittelpunkt der blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung stand, wurden überschattet von der Menschenrechtskritik an China, der Festnahme von acht tibetischen Aktivisten sowie den wachsenden Sorgen über die schlimme Luftverschmutzung in Peking. Bei der Zeremonie wurden formell die Einladungen an die 205 Nationalen Olympischen Komitees (NOK) einzeln übergeben. Es seien "so viele wie nie zuvor", hob IOC-Chef Rogge hervor. Die Spiele seien eine "großartige Gelegenheit, China und sein Volk zu entdecken".

Rogge lobt...

Rogge dankte den chinesischen Organisatoren für die ausgezeichneten Vorbereitungen in den vergangenen sechs Jahren und "das gute Verhältnis, das wir aufgebaut haben". "Die Wettkampfstätten sind fast fertig." Als höchster chinesischer Politiker nahm Parlamentschef Wu Bangguo teil, der nach Staats- und Parteichef Hu Jintao die Nummer Zwei in der chinesischen Machthierarchie ist. In seiner stark ideologischen Rede versicherte Wu Bangguo, China sei entschlossen, "den Weg einer friedlichen Entwicklung zu gehen", und suche Freundschaft und Kooperation mit anderen Ländern.

...und kalmiert

Trotz seines Lobes für die Vorbereitungen in Peking zeigten sich Rogge und andere Sportverantwortliche aber besorgt über die schlimme Luftverschmutzung in Peking, die eine Verschiebung von Wettbewerben notwendig machen könnte. "Ja, das ist eine Option", sagte IOC-Präsident. Es nannte besonders Ausdauersportarten "etwa wie Radrennen, wo sechs Stunden lang gekämpft wird". Beim Marathon der Leichtathleten, der am Schlusstag der Spiele stattfinden soll, scheint eine Verlegung allerdings ausgeschlossen.

Der Vorsitzende des Organisationskomitees (BOCOG) und Parteichef von Peking, Liu Qi, sicherte große Anstrengungen zu, um großartige Spiele zu veranstalten und "Peking olympisch in Form zu bringen". Als Titelsong der sorgfältig orchestrierten, farbenfrohen Feier sangen mehr als 100 Sänger aus Festlandchina, Hongkong und Taiwan "Wir sind bereit".

Kritik an Menschenrechtslage

Menschenrechtsorganisationen kritisierten, dass China seine 2001 bei der Vergabe der Spiele an Peking eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllt habe. Bemängelt wurden Verstöße gegen Menschenrechte und die mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit. Nur wenige Stunden vor der Feier wurden zwei tibetische Unabhängigkeitsaktivisten festgenommen. Volker Beck, Obmann im Menschenrechte-Ausschuss des Deutschen Bundestags, forderte mehr Druck auf China: "Es ist jetzt Zeit, dass die Pekinger Führung merkt, dass die Weltöffentlichkeit sieht, dass ihre Zusicherung, die Menschenrechtssituation würde sich verbessern vor den Olympischen Spielen, bislang nicht eingehalten wurde." Noch skeptischer gab sich Human Rights Watch: China habe "die Schraube noch einmal erheblich angezogen." (APA/dpa/red)