Judith Galle finanziert ihr Studium, indem sie Nachhilfe gibt. Dass viele Eltern meinen, gerade hier sparen zu müssen, "ist sehr schade".

Foto: Standard/Gert Eggenberger
Villach - "Als ich gehört habe, dass die Arbeit in Nachhilfe-instituten ausgeklammert wird, hielt ich das für eine Frechheit." - Judith Galle ist immer noch empört über die Diskussion der letzten Monate zu den Tätigkeiten, die Studierende künftig von den Studiengebühren befreien.

Dabei hat die 25-jährige Kärntnerin, die im neunten Semester Publizistik an der Uni Klagenfurt studiert, kein grundsätzliches Problem damit, dass Bildung etwas kostet: "Nur will man dann etwas für sein Geld haben. Und was unsere Unis bieten, ist nicht immer das Gelbe vom Ei."

Jobben von Anfang an

Von ihren Eltern bekomme sie "etwas dazu", aber eigentlich sei sie Selbsterhalterin - zumindest "so gut wie". Auf Studienbeihilfen hatte Galle nie Anspruch, "deshalb wollte ich von Anfang an neben der Uni arbeiten". Was sie zuerst über Promotion-Jobs tat, später aber auch im Rahmen von Befragungen und der Auswertung von Fragebögen.

Flyer verteilen in Villach stand irgendwann auch an, und dabei habe sie vor vier Jahren erstmals von ihrem heutigen Arbeitgeber, dem Lern- und Trainingszentrum "Learn up", gehört.

Die Erfahrungen der jungen Studentin beschränkten sich bis dahin auf die private Nachhilfebetreuung; als aber die Leiterin des Villacher "Learn up"-Büros nach Hermagor, Galles Wohnort, wechselte, fragte sie die Werbezettelverteilerin nach ihrem grundsätzlichen Interesse an einer weiteren Mitarbeit.

Galle nahm dankend an und bot ihre Dienste in Rechnungswesen, Deutsch, Englisch und Italienisch an. Wobei Letzteres "nur leichte Konversation und die grammatikalische Grundarbeit umfasst", meint sie bescheiden. Und verweist wie nebenbei darauf, dass die Leitung des Standorts Hermagor mittlerweile ihr obliegt. "Das aber nur noch bis September", dann übersiedelt sie für ein Jahr beruflich nach Villach.

Dass Galle dadurch wieder näher an die Uni Klagenfurt rückt, komme ihrem Plan entgegen, das Studium bald abzuschließen. Ein Auslandssemester wolle sie noch einschieben, "in Florenz", und dabei gleich die Forschungsfrage für ihre Diplomarbeit entwickeln, zur "Lage der Medien in Italien".

Sich nach dem Studium weiterhin in der Lehre zu engagieren, das könnte sie sich gut vorstellen. Ein Wermutstropfen im Alltag ihres Nebenjobs, der mit der Uni zeitlich gut zu vereinen sei und auch in den Ferien, "über Intensivkurse", Geld bringe: "Viele Eltern jammern, dass Nachhilfe so teuer sei. Es ist aber schade, wenn gerade bei der Bildung gespart wird." Wissensvermittlung verlange einem einiges ab, "da muss man zum Beispiel sehr geduldig sein". Und außerdem sei es ja nicht so, "dass man dabei zum Millionär wird". (Bernhard Madlener/DER STANDARD Printausgabe, 8. August 2007)