Cornelia Höchtl sieht ihren Nebenjob als Berufsoption. F.: Fischer

Foto: Standard/Christian Fischer
Waidhofen/Thaya - Dass Studenten nicht mit Geld umgehen können, lässt sich Cornelia Höchtl nicht nachsagen. "Es gibt ja auch das Vorurteil, Studenten wollen nicht arbeiten." Die 21-jährige Pädagogik-Studentin ist bei der OVB Vermögensberatung im Finanzdienstleistungsbereich tätig. Dort checkt sie mit den Kunden, wie es bei ihnen im finanziellen Bereich aussieht.

"Ich sage den Leuten, wo sie sparen können, wo sie zum Beispiel eine Versicherung günstiger bekommen könnten. Ich erstelle auch Haushaltspläne, und oft sind die Leute sehr überrascht, was sie im Monat eigentlich ausgeben."

Für den Kunden ist die Beratung und Betreuung völlig kostenlos. Höchtl verdient nur, wenn jemand etwas ändern will. "Wenn zum Beispiel eine neue Versicherung abgeschlossen wird, bekomme ich eine Provision."

Zurzeit hat sie 20 Fixkunden, die sie regelmäßig berät. Durch den Job hat sich auch in ihrem Haushalt einiges verbessert: "Ich habe jetzt mehr Geld zur Verfügung."

Besonders angenehm sei, dass sie sich die Arbeitszeit frei einteilen könne. "Wenn ich Prüfungszeit habe, mache ich weniger, in den Ferien mehr." Das hänge auch von den Kunden ab. Da Studium und Wohnung in Wien von ihren Eltern finanziert werden, ist sie auf ein regelmäßiges Einkommen nicht angewiesen. Ihre Motivation, zu arbeiten, ist eine ganz andere und erscheint so untypisch wie ihr Arbeitsfeld: "Ich habe vorigen Sommer beschlossen, mir einen Job zu suchen, weil mir neben dem Studium so viel Zeit bleibt."

Das ständige Warten auf Prüfungstermine und Seminarplätze hält sie davon ab, im Studium zügig voranzukommen. Darum überlegt Höchtl nun, nach sechs Semestern, einen Studienwechsel. "Es ist nervenaufreibend zu warten. Vor allem, wenn man ständig gesagt bekommt, man studiere sowieso nur für das Arbeitsamt." Was sie jetzt machen will, weiß sie noch nicht. "Sicher ist nur, dass es so nicht weitergehen kann. Möglicherweise mache ich etwas im Finanzbereich, irgendetwas Wirtschaftliches."

Ihren Job mag Höchtl, die sich auch vorstellen kann, eine Zukunft darauf aufzubauen. Zumindest bringe ihr die Arbeit mehr als ihr Studium. Zweimal wöchentlich wird sie durch kostenlose Seminare geschult, am Ende stehen Vermögensberaterkurs und -prüfung. (Julia Wurm, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.08.2007)