Die Geschichte einer Verfremdung:

Da gab es Menschen, die wie alle Menschen auf ihre Art ihr Leben lebten. Von anderen Menschen unterschied sie, dass eines Tages Frau Elizabeth Spira mit ihrem Kameramann kam, mit ihnen sprach, sie auf Film bannte.

Foto: ORF/Petritsch

Alltagsgeschichten

wurden diese Expositionen dezent genannt, für "Realsatiren" wurden sie gehalten. Die Menschen wurden im ORF gerne gesehen, weil ihr Unterhaltungswert den Unterhaltungswert anderer Menschen übertraf. Die Zuseher durften über sie lachen und froh sein, dass sie sich von ihnen unterschieden. Sie durften auch bewegt sein, weil sie die Ausgestellten für sehr menschlich hielten.

Foto: ORF/Kasperak

Die Menschen am Bildschirm

wurden für authentisch gehalten, für selbstbewusst, weil das Fernsehen nicht ihre Welt war. Die Kabarettistin Dolores Schmiedinger sah ihre Aufgabe in der ästhetischen Zuspitzung der erfolgreichen Authentizität. Eine Theaterfassung für die Wiener Kammerspiele entstand, um den Erfolg der Alltagsmenschen neu zu nutzen.

Foto:ORF/Ali Schafler.

Die Authentizität,

die ihnen die Kamera nicht nehmen konnte, nahm ihnen das Theater. Dort konnten nun menschliche Kopien der dokumentarischen Aufzeichnungen bewundert werden. Volksschauspieler versuchten, die komischen und tragischen Seiten profilierter herauszuarbeiten.

Foto:ORF/Ali Schafler.

Die Logik medialer Verfremdung

führte wieder zurück auf den Fernsehbildschirm, wo am Samstag die Bühnenfassung der Alltagsgeschichten zu sehen war. Und sie führt jetzt zu diesem Text. (pum/DER STANDARD; Printausgabe, 6.8.2007)

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