Eine Frau mit Papst-Erfahrung. Bereits 1983, 1986 und 1998 nähte Schwester Imelda an den päpstlichen Gewändern mit. 2007 umgarnt sie Papst Benedikt XVI.

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Wien - Schwester Imelda wirkt ruhig und gelassen. Stress scheint der 65-Jährigen fremd zu sein. Auch wenn derzeit die Tage der Benediktinern vom Unbefleckten Herzen Mariens lang sind. Jeden Morgen sucht die Ordensschwester mit Nadel und Zwirn eine gemietete Wohnung in der Wiener Innenstadt auf. Wo genau, bleibt geheim. "Dort entsteht etwas ganz Wunderbares. Dafür braucht es aber Ruhe und höchste Konzentration, da darf keiner stören", gibt sich Schwester Imelda im Standard-Gespräch kryptisch.

Gelüftet wird das Geheimnis am 9. September. Da wird Papst Benedikt XVI. anlässlich seiner Österreichvisite zur Eucharistiefeier in den Stephansdom einziehen - gehüllt in ein Messgewand aus feinste Seide, entworfen von Schwester Imelda. Mehr als 170 Stunden hat die kunstfertige Ordensfrau bereits an der Papstrobe geschneidert. "Es kommt derzeit schon vor, dass ich bis tief in die Nacht sitze", erzählt Schwester Imelda mit einem Lächeln.

Papst trägt 52

Beim päpstlichen Stoff setzt man auf Qualität. "Wir haben eine Shantung-Seide gewählt, deren Quer- und Längsfäden eine unterschiedliche Färbigkeit erzeugen", schwärmt die tapfere Ordens-Schneiderin. Vom Farbeffekt soll der Heilige Vater ganz besonders profitieren. "Das Schimmern des Stoffes wird dem Papst eine ganz besondere Strahlkraft verleihen, wenn er durch die Menge schreitet", ist Schwester Imelda überzeugt. Verziert wird das exakt 1200 Gramm schwere Papstgewand in stundenlanger Handarbeit mit Bernstein in naturbelassener Form, dazwischen Fluss- und vergoldete Perlen.

Die Vorgaben aus dem Vatikan waren gering. "Bestimmt wurde eigentlich nur die Farbe grün. Und die Kleidergröße des Papstes: 52", so die Schwester. Die Entwürfe musten dem päpstliche Zeremonienmeister Piero Marini vorgelegt werden. Und wenn es dem Heiligen Vater nicht gefällt? "Kann ich mir nicht vorstellen. Benedikt XVI. mag reichlich beschmückte Gewänder. Er ist da anders als Papst Johannes Paul II.", weiß Schwester Imelda. Der war kritischer: Bei seinem Österreich-Besuch 1998 lehnte Papst Johannes Paul II. das für ihn geschneiderte Messkleid nach der Anprobe ab, da ihm der Kragen zu eng war. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 4./5.8.2007)