Deerhunter: "Cryptograms"
Schon im Februar veröffentlicht, doch bis jetzt übersehen: Das zweite Album dieses Quintetts aus dem US-amerikanischen Atlanta zählt neben der an dieser Stelle heuer schon vorgestellten Arbeit "Universal Indian" von Dark Meat zu den intensivsten psychedelischen Achterbahnfahrten zwischen zeitgenössischem, frei improvisiertem Freak-out und minimalistischen Spacemen-3- und Velvet-Underground-Studien, die man derzeit für gutes Geld kaufen oder illegal downloaden kann. Das neue Album des artverwandten Animal Collective aus New York kann kommen! (Kranky/Trost)

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Southern

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Animal Collective: "Strawberry Jam
Ab Anfang September wird auch das neue Werk der möglicherweise interessantesten Band unserer Tage vorliegen. Das New Yorker Kollektiv vermengt Sixties-Psychedelik mit zeitgemäßer Elektronik, Noise und Folk auf Meta-Ebene. Man spinnt sich also ordentlich einen weg, vergisst aber dabei nie, Übervater Brian Wilson und dessen liebreizend naiven Melodien gehörig Raum zu geben. Ganz groß! (Domino/Edel)

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Domino Record

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Tunng:"Good Arrows"
Das mittlerweile vom Duo zum Sextett aufgestockte Londoner Kollektiv verbindet zwei musikalische Pole, die nicht weiter voneinander entfernt sein könnten, auf stimmige Weise: klassischen britischen Psychedelic-Kunstfolk der guten alten Canterbury-Schule (Fairport Convention, Incredible String Band...) und sensible Frickelelektronik der Weilheimer Morr-Music-Schule. Das geht sich wunderbar aus! Ab 17. August im Handel. (Full Time Hobby/Edel)

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Tunng

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Art Brut: "It’s A Bit Complicated"
"Punk Rock ist nickt tot!", und: "I learned my German from a seven inch record!", und "We are Hamburg school!". Auch auf ihrem zweiten Album geben sich die britischen Rüpelrocker um Eddie Argos als beflissene wie humorige Kenner der internationalen Undergroundszene zu erkennen. Stumpfer, sympathischer Schunkelrock trifft unter nunmehriger Beifügung von gelegentlichen souligen Bläsersätzen auf genialische Texte, die von einem bauernschlauen Mephisto aus dem Vorstadttheater zum Vortrag gebracht werden. (Labels/EMI)

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Art Brut

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Young Marble Giants:"Colossal Youth"
Das Gesamtwerk dieser großartigen Band aus Cardiff, Wales, die nur knapp drei Jahre von 1978 bis 1981 bestand, liegt nun als Doppel-CD vor. Der unterkühlte und emotionslose Gesang von Alison Statton trifft auf einen knackigen Bass, eine schrille Gitarre oder eine billige Orgel – und wird nur vom Klackern einer selbstgebauten Drum-Machine unterstützt. Minimalistischer, bis auf das Skelett abgenagter, Gänsehaut machender kammermusikalischer Pop, der immer noch aus der Zeit gefallen klingt. Man höre nur "Searching For Mr. Right", "N.I.T.A." oder "Wurlitzer Jukebox"! (Domino/Edel)

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Domino Record

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Tomahawk: "Anonymous"
Anlässlich der neuen Platte von US-Rappelkopf Mike Patton und seiner präzisen wie ungnädigen Heavy-Rockband Tomahawk, mit der er jetzt "Native American Folk Songs" für avantgardistisch interessierte Headbanger eingespielt hat, zitieren wir Hermann Leopoldi: "Ein Sioux-Indianer, ein ganz ein dicker, klaaner, sah eines Morgens eine Squaw, so jung und fesch, er war ganz baff! Er folgte ihrer Fährte, weil er sie so begehrte, bis in das nächste Jagdrevier. Dort sprach er dann zu ihr: "Schnucki, ach Schnucki, fahr' ma nach Kentucky! In der Bar Old Schetterhend, da spielt a Indianerbend! Dann in die Pampas auf a Flasch’n Schampas. Um halber achte geht der Zug! Ich hab' gesprochen! Hugh!" (Ipecac/Trost)

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Southern

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Black Strobe: "Burn Your Own Church
Neben den derzeit allgegenwärtigen französischen Röck-en-Röll-Disco-Buben Justice die zweite französische Dancefloor-Band, die mit Backenbart, Cowboy-Boots und einer Mischung aus Laufsteg-Chic und Motörhead-im-Kinderzimmer-Revolte die Clubs rocken will. Klingt interessanter als es dann tatsächlich tönt. Reicht aber für Tempo 120 im Autobahnbaustellenabschnitt Ihrer Wahl. Für Freunde der Münchner Dakar & Grinser oder der Nine Inch Nails auf der Schmusecouch eine nette, absolut identisch klingende Abwechslung. Ach ja, die Coverversion von "I’m a Man", ursprünglich aus der Pranke von Muddy Waters, verdient eigentlich einen Satz warme Ohren. Ab 17. August im Handel. (Playlouder/Edel)

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Black Strobe

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Devotchka: "How It Ends"
Das ursprünglich 2004 erschienene Album der Combo aus Denver, Colorado, wird jetzt aufgrund des Erfolges der Band als Soundtracklieferant für den charmanten Hollywood-Film "Little Miss Sunshine" wieder veröffentlicht. Freunden von Morrissey, Ennio Morricone, Arcade Fire, Calexico und des Balkan Pop von Beirut oder A Hawk And A Hacksaw wird diese CD das Herz brechen. Himmelhoch jauchzende und zu Tode betrübte Lieder zum Kampftrinken, Schmusen und Verzweifeltsein. (Anti-/Edel)

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DeVotchKa

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Portugal The Man: "Church Mouth
Auf dem Waschzettel der Plattenfirma steht "Funky-Soul-Prog-Postcore aus Alaska". Die mittlerweile in Portland, Oregon, ansässige Band um John Gourley kann man sich aber auch als mit gellender Kopfstimme blues-rockende Bande vorstellen, die ungefähr so klingt, als würden sich die White Stripes oder Wolfmother zwischendurch auch mit frühen Pink Floyd, den Beatles und Motown-Soul beschäftigen. Kann auf die Nerven gehen, muss aber nicht. (Defiance Records/Trost)

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Portugal The Man

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Michael J. Sheehy: "Ghost On The Motorway"
Der britische Storyteller erinnert laut gemeiner Lesart von der Stimmung und der Songführung her an Chris Isaak, Leonard Cohen, Mark Lanegan, Tom Waits oder Daniel Lanois. Thematisch gibt es zwei Fixpunkte: Jesus und Elvis. Soll alles sein. Und: stimmt. Die Stimme trägt halt nicht ganz. Die zurückgelehnten melancholischen Folk, Blues-, Gospel- und Country-Songs retten aber trotzdem manch schwülen Sommerabend hinüber in den Herbst. (Glitterhouse/Hoanzl)

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Glitterhouse

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