Susanne Linkes Tanz ist ein Bekenntnis zur gelebten Geste und motivierten Bewegung.

Foto: M. Lidvac
Susanne Linke, die Koryphäe des Ausdruckstanzes und Tanzproduktionspreisträgerin 2007, hat sich nun eines ihrer alten Werke zur Rekonstruktion freigegeben. Aus Schritte verfolgen, einer autobiografisch durchdrungenen Arbeit von 1985, wurde ein "Solotanz für vier Tänzerinnen".

Dies ist kein Widerspruch, denn Linke teilt nun in Schritte verfolgen II ihr Solowerk mit drei jungen Tänzerinnen (Elisabeth Rosso, Armelle H. van Eecloo und Mareike Franz). Diese reisen durch vier Lebensalter zwischen Kindheit und Reife. In wortloser Beredtsamkeit erzählt ihr Ausdruckstanz von den Traumata in Linkes Kindheit, die nach einer unbehandelten Meningitis von Taubheit und Sprachunfähigkeit geprägt war.

Er erzählt von dem Traum des hässlichen Entleins, sich in einen schönen Schwan zu verwandeln, und mündet in den selbstbewussten Tanz von Linke selbst, in dem ihre ganze Präsenz zum Tragen kommt.

Eine Stärke dieser Rekonstruktion ist, dass Linke sich nicht damit begnügt, die Szenen mit ihren jüngeren "Doubles" einzustudieren, sondern den Prozess der Weitergabe sichtbar macht. So schreitet sie im Bühnenhintergrund durch das Bild oder lässt die drei Tänzerinnen gemeinsam auftreten. Das Allegorische dieses Lebensrückblicks wird noch durch eine mystisch anmutende Sensenfrau betont.

Schritte verfolgen ist auch ein Blick zurück in die Geschichte des Tanzes. Wo heutige Formen von Konzept, Technik und Reproduzierbarkeit geprägt sind, ist Linkes Tanz ein Bekenntnis zur gelebten Geste und motivierten Bewegung. Gestalterische Intensität und einzigartige Wirkung, ausgehend vom Subjekt der Autorin, sind das beeindruckende Ergebnis. (juhe, DER STANDARD/Printausgabe, 31.07.2007))